Alte Fälle neu aufgelegt

Eine KKH-Fahnderin im Kampf gegen die "Medizin-Mafia"

Berlin (ks). Korrupte Machenschaften im Medizinbetrieb haben immer Saison. Die Liste der Bücher, die denkwürdige Kooperationen und Abrechnungspraktiken anprangern, wird beständig länger. Nun plaudert auch die "Chef-Ermittlerin" der KKH-Allianz, die Juristin Dina Michels, aus dem Nähkästchen.

Vergangene Woche veröffentlichte die "Bild"-Zeitung in einer viertägigen Serie Auszüge aus Michels Buch "Weiße Kittel, dunkle Geschäfte". Einer der Artikel befasste sich mit den "miesen Tricks der Apotheker". Mehr als 21.000 Apotheken gibt es in Deutschland – und alle wollen etwas vom Kuchen des lukrativen Arzneimittelmarktes ab haben. "Einige – nicht alle! – Apotheker füllen sich deshalb auch mit illegalen Methoden die Taschen", berichtet Dina Michels in der "Bild". Dazu verweist sie auf Fälle, die vier und mehr Jahre zurückliegen. Zumeist hätten die Apotheker auf Rezepten zusätzliche Arzneimittel vermerkt, ehe sie diese mit der Kasse abrechneten. Vor allem mit teuren HIV-Arzneien habe auf diese Weise manch ein Pharmazeut schnell Geld gemacht. Auch Änderungen bei Packungsgrößen oder Dosis sind ein Mittel, um mehr Geld von der Kasse einzustreichen. Die Schäden gehen dabei schnell in fünf- bis sechsstellige Summen. Ein Trio aus zwei Apothekern und einem Arzt habe zwei Krankenkassen sogar um etwa 1,6 Millionen Euro betrogen. Nach dem jüngsten Skandal um die Krankenhaus-Kopfprämien haben diese weithin bekannten Sachverhalte allerdings kaum mehr für öffentliche Aufregung gesorgt.

Doch die Schlimmsten sind nicht die Apotheker, auch nicht die Ärzte oder Kliniken – selbst wenn es hier überall schwarze Schafe gibt. Am häufigsten ermittelte Michels gegen Physiotherapeuten, "die größten Betrüger der Medizinbranche".

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