Stück für Stück

Peter Ditzel

Sommerthema 2009: stückeln. Was bislang in (vielen?) Apotheken gang und gäbe war, steht durch die Enthüllungsstory der ARD-Sendung "Report München" am medialen Pranger (und damit die deutsche Apotheke). Die Rede ist von "dubiosen Praktiken", "Abrechnungstricks", "fragwürdigen Zusatzprofiten", "Millionenskandal", "Abzocken von Zusatzgewinnen", "Betrug" (so der Jargon von "Report") – die Medien spielen die Klaviatur des journalistischen Enthüllungsvokabulars gespeist von Missgunst und Neid. Wieder einmal ein gefundenes Fressen, die Apotheker quasi Stück für Stück vorzuführen, diejenigen, die sich immer so gerne als von der Ethik geleiteter Heilberufler fühlen und dies unlängst sogar vom EuGH bestätigt bekommen haben. Und nun die Medien: Wir haben es ja schon immer gewusst: diese Weißkittel, diese Apotheker, böse sind sie, profitgierig und betrügerisch.

Halten wir sachlich fest: Einkaufsrabatte für verschreibungspflichtige Arzneimittel sind verboten und die auf dem Rezept aufgedruckte PZN muss der abgegebenen Arzneimittelpackung entsprechen. Ein Stückeln darf nur in Notsituationen stattfinden, eine fehlende Lieferfähigkeit gehört nicht dazu.

Abgesehen davon, dass beim Stückeln (man könnte wohlwollend auch von Bündeln sprechen) nur bei bestimmten Präparaten Einkaufsvorteile generiert werden können und in vielen Fällen ein Stückeln auch zum Nachteil der Apotheke gereicht: Ich gehe davon aus, dass die meisten Apothekerinnen und Apothekern kein Unrechtsbewusstsein hatten. In aller Regel stand das Bemühen im Vordergrund, den Patienten rasch zu versorgen. Angesichts der Generikavielfalt und -flut behalf man sich mit Stückeln. Mir ist kein Apothekerverband bekannt, der jemals im Vorfeld auf die Verletzung der Gesetze und Verordnungen durch Stückelung hingewiesen hätte.

Sicher, es ist nicht toll, wenn die Einkaufspreise so aberwitzig von der Industrie vorgegeben werden. Aber jetzt den Schwarzen Peter allein den Herstellern zuzuschieben, ist nicht richtig. Die Entscheidung, was man tut oder lässt, liegt beim einzelnen Apotheker, auch wenn die Stückel-Angebote noch so verlockend sind.

Und nun? Wird es Konsequenzen geben? Sonder-PZN für Notfall-Stückeln? Stückelungsgebot und Weiterreichen der Vorteile an die Krankenkassen?

Ich wünsche mir, dass die längst überfällige Anpassung des Kassenzwangsrabatts nach unten mit der gleichen Intensität diskutiert und verfolgt wird wie das Sommerthema Stückeln.

Peter Ditzel

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