DocMorris ohne Däinghaus

Der DocMorris-Gründer verlässt das Unternehmen

Berlin (tw/ks). Ralf Däinghaus, Vorstandsvorsitzender der niederländischen Versandapotheke DocMorris, verlässt zum 31. Juli das von ihm gegründete Unternehmen. Seit er DocMorris im Jahr 2000 ins Leben gerufen hat, galt Däinghaus als Vorreiter und zugleich "Enfant terrible" in der Apothekenlandschaft. Seine Zukunftspläne sind noch ungewiss.

Der studierte Informatiker hatte die Versandapotheke DocMorris im Jahre 2000 gemeinsam mit dem Apotheker Jacques Waterval in den Niederlanden gegründet. Sein Werdegang zog sich über viele juristische Hürden – schließlich bestand in Deutschland zunächst noch das Versandhandelsverbot für Arzneimittel. Doch der "kreative Zerstörer" fand auch schon vorher Wege, deutsche Patienten von Holland aus mit Medikamenten zu beliefern. Die Frage, ob das Versandhandelsverbot EU-konform ist, brachte er vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Dieser entschied Ende 2003, dass nur der Versandhandel mit rezeptfreien Arzneimitteln europaweit zulässig sein muss – was verschreibungspflichtige Medikamente betrifft, obliege die Entscheidung den Nationalstaaten. Als das Urteil fiel, hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung allerdings schon den Weg für einen umfassenden Arzneimittelversandhandel freigemacht.

Im Jahr 2007 übernahm Celesio DocMorris mit dem Ziel, sich auf dem deutschen Apothekenmarkt zu etablieren – Däinghaus blieb in leitender Stellung dabei. Den Plänen des Unternehmens, eine eigene Apothekenkette aufzubauen, deren Umsetzung mit der Eröffnung der ersten DocMorris-Apotheke in Saarbrücken 2006 begonnen worden war, machte der EuGH jedoch einen Strich durch die Rechnung: Im Mai 2009 erklärten die Luxemburger Richter das deutsche Fremdbesitzverbot für rechtmäßig. So werden DocMorris-Apotheken auch in Zukunft keine Kette bilden, sondern in "Markenpartnerschaft" von Pharmazeuten betrieben.

Im letzten Jahr begann Däinghaus alle strategisch wichtigen Positionen nach und nach neu zu besetzten; nach seinem Abschied bleibt kein leerer Posten. Die Versandapotheke DocMorris wird bereits seit über einem Jahr von Versandapothekenchef Olaf Heinrich geleitet, der zuvor mehrere Jahre Geschäftsführer von Spezialversendern – etwa bei Otto und Quelle – war. Wenige Tage vor Däinghaus offiziellem Rückzug gab DocMorris zudem bekannt, dass Thomas von Künsberg Sarre zum neuen Leiter des Kooperationsgeschäfts berufen wurde. Der 40-jährige aus Österreich stammende Apotheker betreibt selbst eine DocMorris- und drei weitere Apotheken im Raum Stuttgart und wechselte aus einer Beraterposition bei Celesio zu DocMorris.

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