Gesundheitspolitik

Schweinegrippe: Impfung für Apotheker

Berlin (ks). Noch gibt es keinen Impfstoff gegen die sogenannte Schweinegrippe – dennoch haben die Bundesländer bereits 50 Millionen Impfdosen bei den auf Hochtouren arbeitenden Herstellern bestellt. Sie rechnen damit, dass in Deutschland im September oder Oktober mit den Impfungen begonnen werden kann. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sieht Deutschland insgesamt gut auf die "Neue Grippe" vorbereitet.

Die Landesgesundheitsminister haben sich vergangene Woche darauf verständigt, Vakzine für rund 30 Prozent der Bevölkerung anzuschaffen – das sind knapp 25 Millionen Menschen, die alle zweifach zu impfen sind. Gemäß den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation sollen zunächst jene geimpft werden, die für das Gesundheitswesen und die öffentliche Ordnung zuständig sind oder einer Risikogruppe angehören. Das Angebot, sich in einer ersten Runde impfen zu lassen, besteht somit auch für Apotheker. Ebenso sind Ärzte und Krankenhauspersonal, aber auch Beschäftigte bei der Polizei, der Feuerwehr oder dem Technischen Hilfswerk aufgerufen, sich impfen zu lassen. Als Risikogruppen gelten neben Schwangeren auch chronisch Kranke wie beispielsweise Diabetiker, Asthmatiker, HIV-Infizierte oder schwer Übergewichtige. Sobald der Impfstoff zur Verfügung steht, soll es losgehen – auf freiwilliger Basis und für die Bürger kostenlos. Auch Personen, die nicht zu den beiden genannten Gruppen gehören, können sich impfen lassen – allerdings könnte es bei ihnen etwas länger dauern, räumte Ministerin Schmidt in einem Interview mit der "Passauer Neuen Presse" ein. Sie betonte, dass die Lage permanent im Blick behalten werde: "Wenn weitere Bestellungen notwendig sind, werden wir das entscheiden. Je nach Entwicklung wird die Impfstrategie angepasst".

Nach Informationen der "Welt" geht die Bundesregierung davon aus, dass die Impfung von 22,5 Millionen Menschen 600 Millionen Euro kosten wird. Dies gehe aus einem entsprechenden Verordnungsentwurf hervor. Die genannten Personen, die bevorzugt zu impfen sind, sollen demzufolge von ihrer Krankenkasse benachrichtigt werden. Mit dieser Benachrichtigung und ihrem Personalausweis sollen sie die Impfung vom öffentlichen Gesundheitsdienst bekommen können. Laut "Welt" soll der an die Bundesländer ausgelieferte Impfstoff "voraussichtlich in der Verfügungsgewalt der Länder verbleiben". Er werde "aller Voraussicht nach nicht auf dem Arzneimittelmarkt verfügbar sein", wird der Verordnungsentwurf zitiert.

Die gesetzlichen Krankenkassen erklärten sich bereits grundsätzlich zur Kostenübernahme bereit. Allerdings wollen sie nur die Vakzine bezahlen, nicht aber deren Verteilung und Lagerung. Dies halten sie für eine Sache der Länder. Geprüft werden müsse auch, ob Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden können, wenn diese ihre Mitarbeiter in Gebiete schicken, in denen es Häufungen von Schweinegrippe-Fällen gibt. Die privaten Krankenversicherungen erklärten sich ebenfalls bereit, freiwillig den auf sie entfallenden Anteil zu zahlen.

Die Bundesapothekerkammer (BAK) begrüßt die Initiative der Bundesregierung und der Bundesländer für die flächendeckende Impfkampagne. "Es ist richtig, den präventiven Ansatz auszuweiten und damit die Versorgung der Bevölkerung für den Fall einer Influenzapandemie sicherzustellen. Prävention statt Panik ist damit der beste Weg, der eingeschlagen werden konnte", sagte BAK-Vizepräsident Lutz Engelen. Er verwies darauf, dass die deutschen Apotheken "wesentlicher und integraler Bestandteil in den Pandemieplanungen der Länder" seien. Sie seien zuständig für die ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung mit – insbesondere antiviralen – Arzneimitteln im Fall einer Influenzapandemie. Wie die Apotheken konkret eingebunden sind, hängt vom jeweiligen Bundesland ab. Engelen: "Wir sind darauf vorbereitet, die von den Behörden angestoßenen Maßnahmen aktiv zu unterstützen und werden in der Fläche dazu beitragen, eine Ausbreitung der Neuen Grippe zu verhindern." Der BAK-Vize warnte zudem erneut vor Angeboten für angeblich wirksame Medikamente von unseriösen und illegalen Internetanbietern. "Es gibt keinen Anlass für Überreaktionen – und damit keinen Grund, seine Gesundheit durch gefährliche Bestellungen bei dubiosen Anbietern aufs Spiel zu setzen", sagte Engelen.

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