Management

Wie man Mitarbeiter führt

Den einzig richtigen Führungsstil gibt es nicht

Die Art und Weise der Mitarbeiterführung in der Apotheke ist auch typabhängig. Dem eher autoritären Apotheker wird es schwerfallen, zum demokratischen oder gar zum Laissez-faire-Führungsstil umzuschwenken. Apotheker sollten sich Optionen erarbeiten, um in der konkreten Situation mitarbeiterindividuell und kontextbezogen reagieren zu können.

Führungsstile werden definiert als beständige Verhaltenstendenzen, die eine Führungskraft relativ unabhängig von der jeweiligen Situation an den Tag legt. Die Führungsstilforschung unterscheidet verschiedene Modelle – zum Beispiel:

  • Differenzierung in integrationsorientierten, zielorientierten, mitarbeiterorientierten und verfahrensorientierten Führungsstil und
  • die Führungskraft als Experte, Beschützer, Förderer, Innovator.

Die gängigste Unterscheidung jedoch ist Aufgaben- und Menschenorientierung.

Aufgaben- und Menschenorientierung

Aus der Beantwortung der Frage, ob ein Apotheker glaubt,

  • Menschen müssten grundsätzlich angeleitet und kontrollierend geführt werden, weil sie ansonsten versuchten, eigenständiges Arbeiten und Handeln zu vermeiden, oder
  • Menschen wollten ihre Fähigkeiten zum Wohle der Apotheke einsetzen und aktiv Verantwortung übernehmen,

leiten sich drei grundlegende Führungsstile ab:

1. Beim hierarchischen oder autoritären Führungsstil führt der Apotheker die Mitarbeiter durch feste Regeln und strikte Anweisungen. Er möchte, dass Aufgaben sauber erledigt und konkrete Ergebnisse erzielt werden. Das kann zu einem funktionierenden Apothekenalltag führen, hat allerdings den Nachteil, dass die Menschen oft kein Vertrauen zueinander aufbauen, zuallererst ihre eigenen Interessen verfolgen und Fehler unter allen Umständen vermeiden. Der Apotheker erscheint als übermächtiger Vorgesetzter, den zu kritisieren fast schon als Sakrileg gilt.

2. Beim demokratischen Führungsstil räumt der Apotheker seinen Mitarbeitern Freiräume ein und lebt den Gedanken der kooperativen Partnerschaftlichkeit vor. Er vertraut darauf, dass sie eigenständige Problemlösungen kreieren und umsetzen. Sie sollen sich auch menschlich weiterentwickeln können, der Apotheker wünscht sich gute Beziehungen zwischen den Mitgliedern des gesamten Apothekenteams. Dafür muss er mit dem Risiko leben, dass eingeräumte Freiheiten ausgenutzt sowie Entscheidungsprozesse unnötig in die Länge gezogen und damit erschwert werden.

3. Wenn die Mitarbeiter ein Höchstmaß an Entscheidungsfreiheit nutzen können und der Aspekt der Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz in den Vordergrund rückt, spricht man vom Laissez-faire-Führungsstil Sein größter Nachteil: Das Nichtvorhandensein fester Regeln erschwert geordnete Arbeitsabläufe.

Den persönlichen Führungsstil feststellen

Der Apotheker sollte prüfen, zu welchem Führungsstil er tendiert, sich aber nicht allein auf die Selbsteinschätzung verlassen. Eine Methode, dem persönlichen Führungsstil möglichst objektiv auf die Spur zu kommen, ist, die Familie – Partner, Kinder, Eltern – zu befragen. Denn im Privatbereich gibt man sich eher so, "wie man wirklich ist".

Grundsätzlich bieten sich bei der Analyse die folgenden Fragen an:

  • Wie verhält sich der Apotheker unter Stress?
  • Wie reagiert er in Konfliktsituationen?
  • Wie bewältigt er schwierige Entscheidungsprozesse?

Entscheidend ist, ob der Apotheker in der Lage ist, seinen Führungsstil der Situation und dem Mitarbeiter anzupassen, mit dem er sich in einer Führungssituation befindet. Dabei gilt es, eine schmale Gratwanderung zu bewältigen: Er sollte sein Führungsrepertoire durchaus erweitern, aber trotzdem dabei authentisch bleiben. Die Basta-Führungskraft, die plötzlich auf Schmusekurs geht, wirkt ebenso unglaubwürdig wie der "Einfach-laufen-lassen"-Chef, der heute zur Abwechslung mal kräftig auf den Tisch haut.

Situation und Aufgabe berücksichtigen

Autoritären Apothekern, die Wert auf Disziplin legen, mit Anordnungen führen und zeitraubende Diskussionen verabscheuen, wird es schwerfallen, in bestimmten Situationen angemessen zu reagieren. Wenn die Mitarbeiter etwa eine Teamaufgabe in Eigenverantwortung erledigen sollen, ist autoritäres Gehabe kontraproduktiv.

Und umgekehrt: Der Apotheker, der den Mitarbeitern ansonsten große Freiheiten lässt und Entscheidungen im Konsens mit ihnen verabschiedet, hat ein Problem, wenn er eine rasche Entscheidung fällen muss und darum eine knallharte Arbeitsanweisung verordnet.

Zudem entscheidet der Entwicklungsgrad eines Mitarbeiters darüber, ob und welche Nuancenverschiebung der Apotheker in seinem Führungsverhalten vornehmen sollte. Der langjährigen "rechten Hand" und erfahrenen Angestellten kann er andere Entscheidungsbefugnisse einräumen als dem jungen und unerfahrenen Mitarbeiter, den er gerade erst eingestellt hat.

Es gibt Führungskontexte, in denen die Mitarbeiterorientierung und -entwicklung in den Vordergrund rückt und der demokratische Führungsstil Anwendung finden sollte. Kommt es hingegen darauf an, eine bestimmte Aufgabe zu einem erfolgreichen Ende zu führen, gewinnt der autoritäre Führungsstil an Gewicht. Die Mitarbeiter müssen eindeutig wissen, bis wann was in welchem Umfang zu erledigen ist.

Flexibel bleiben

Der Apotheker darf auch nicht die Belange der Kunden vergessen. Wenn sich ein Kunde über den unfreundlichen oder gar unverschämten Mitarbeiter beschwert – und zwar zu Recht –, wird er wohl zu den eher autoritären Führungsinstrumenten greifen müssen, selbst wenn er von der Persönlichkeitsstruktur her eine demokratische oder Laissez-faire-Führungskraft ist. Er sollte dem Mitarbeiter unmissverständlich deutlich machen, dass er dieses Verhalten gegenüber dem Kunden nicht duldet.

Entscheidend für die Akzeptanz des Führungsstils des Apothekers durch die Mitarbeiter ist seine Glaubwürdigkeit. Apotheker zum Beispiel, die den autoritären Führungsstil pflegen, weil sie sich nicht verbiegen wollen oder glauben, die Situation erfordere dies, sollten sich dazu bekennen. Dies wird von den Mitarbeitern zumeist eher akzeptiert als der Versuch, die autoritäre Ader zu verbergen.

Fazit: Entscheidend ist nicht die Beherrschung des "Lieblings-Führungsstils", sondern eines Repertoires, das der Apotheker situations- und personenabhängig einsetzt.


Dr. Michael Madel,
freier Autor und Kommunikationsberater

Kleiner Fahrplan zum angemessenen Führungsstil


Prüfen Sie, welcher Führungsstil bei Ihnen dominiert.

Verdeutlichen Sie sich die Vor- und Nachteile dieses Führungsstils, um seine Vorteile für Ihre Führungsarbeit zu nutzen und die Nachteile zu mildern.

Erweitern und flexibilisieren Sie Ihren Führungsstil, erarbeiten Sie sich Optionen, um kontextabhängig und mitarbeiterbezogen führen zu können.

Berücksichtigen Sie stets die Notwendigkeiten, die sich aus der konkreten Situation und der Persönlichkeitsstruktur und Mentalität Ihrer Mitarbeiter ergeben.

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