Gesundheitspolitik

Es wird weiter gespart

Peter Ditzel

Die Festbeträge feierten vor wenigen Tagen ihren 20. Geburtstag. Sie waren und sind eine Erfolgsstory – für die Krankenkassen. Die Erstattungshöchstgrenzen haben ihnen Einsparungen in Milliardenhöhe gebracht vor allem bei Generika, seit 2004 auch bei Arzneimitteln mit patentgeschützten Wirkstoffen. Der Pharmaindustrie haben sie dagegen die Preispolitik verdorben.

Ob die Rabattverträge, insbesondere die AOK-Rabattverträge eine ähnliche Erfolgsstory hinlegen werden, ist noch nicht raus. Nach einem mehr als holprigen Start vor zwei Jahren, nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten, massiven Patientenprotesten und Klagen der Apotheken bei der Umsetzung scheint sich dieses Sparinstrument langsam einzuspielen. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass es noch immer zu Unverständnis bei Patienten kommt, zu Complianceproblemen und mitunter auch zu Lieferengpässen. Ganz zu schweigen von dem erhöhten Aufwand bei der Abgabe in den Apotheken und den Auseinandersetzungen mit Kassen wegen pharmazeutischer Bedenken oder wenn Streitigkeiten über Retaxationen ausgetragen werden müssen.

Immerhin, so langsam reift bei Krankenkassen die Einsicht, dass sich Rabattverträge besser mit aktiver Unterstützung der Apotheker umsetzen lassen. Die eine oder andere AOK hat reagiert und honoriert die Arbeit und Beratungsleistung des Apothekers. Beispielsweise zahlt die AOK Bayern ein Honorar pro abgegebenes Rabattarzneimittel bis zu 1 Euro. Die AOK Rheinland will den Apotheken die Arbeit mit den Rabattverträgen mit einem einmaligen Honorar von 1000 Euro versüßen. Immerhin.

Kaum sind die aktuellen Verträge der AOK über 63 Wirkstoffe in Kraft getreten, kündigt die AOK bereits ihre vierte Arznei-Rabattrunde an. Bis zu 94 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen mit einem jährlichen Umsatzvolumen im AOK-System von rund 1,5 Milliarden Euro sollen ausgeschrieben werden. Die AOK bekommt darin mittlerweile Routine.

Wie viel mit den Rabattverträgen eingespart wird, halten die AOK weiterhin geheim.

Jetzt flackert die Forderung nach Verhandlungen zwischen Pharmaindustrie und Krankenkassen über den Preis innovativer Arzneimittel auf. Die Kassen wollen nicht mehr jeden Preis eines neuen Arzneimittels der Pharmaindustrie akzeptieren. Die Rede ist von Kosten-Nutzen-Analyse und vierter Hürde. Angesichts der angespannten Finanzlage wird man davon ausgehen müssen, dass Preisverhandlungen nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Es wird weiter gespart.


Peter Ditzel

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