Gesundheitspolitik

Volltanken und 1 x Rezeptgebühr

Peter Ditzel

Eigentlich hatte ich gedacht, es geht schneller. Erst jetzt, ein gutes Jahr, nachdem das Bundesverwaltungsgericht die Pick-up-Stellen des Drogeriemarkts dm endgültig für rechtens erklärte, gibt es die Pick-up-Stelle für Arzneimittel an der Tanke. Bereits bei der Eröffnung des ersten Pick-up-points 2004 – kurz nach Zulassung des Versandhandels – war klar: diese Auswüchse des Versandhandels bekommt man so schnell nicht weg, wenn überhaupt. Diese Entwicklung musste weitergehen. Schon damals war die Rede von Arzneimitteln bei McDonalds, am Kiosk und bei Tankstellen. Und jetzt ist sie "endlich" da: "apotank" nennt sich das Modell des niedersächsischen Apothekers Rohlfs, der mit seiner Idee gegen dm, Schlecker & Co. antreten will. Im Prinzip läuft das Modell genauso wie bei dm – eben nur an der Tanke mit längeren Öffnungszeiten. Arzneimittelkataloge mit Bestellscheinen liegen aus, Rezepttaschen ebenso. Die Bestellungen werden von der Versandapotheke abgeholt und die Lieferung am nächsten Tag in der Tanke abgegeben, wo sie abgeholt werden kann. Oder man lässt sie sich nach Hause schicken. Im Pilotprojekt mit vier Shell-Tankstellen soll getestet werden, ob die Bevölkerung diesen Service annimmt.

Am liebsten würde Rohlfs zwar den ganzen Versandhandel wieder abschaffen, aber da er nun einmal da ist und auch Drogeriemärkte mitmischen, nimmt er den Wettbewerb an. Arzneimittel vom Tankwart – das ist Realität in Deutschland 2009. Das haben nicht einmal die liberalen USA geschafft. Das ist hierzulande sichtlich politisch gewollt, denn kein Politiker tut ernsthaft etwas gegen Pick-up-Stellen. Lippenbekenntnisse, Luftblasen. Im Gegenteil: Es gibt Überlegungen des Herrn Schwanitz als Mitarbeiter im Bundesgesundheitsministerium, wie man solche Pick-up-Stellen sogar rechtlich verankert und mit einem Mindestmaß an Vorschriften ausstattet. Auch Staatssekretär Schröder vom BMG plädiert für "klare Rahmenbedingungen für Pick ups". Mutieren bald auch Tankstellen zur "Apotheke light"? Fragen Sie Ihren Arzt, Apotheker oder Tankwart?

Man kann nur hoffen, dass durch den Vorstoß dieses Apothekers die politische Diskussion, kurz vor der Verabschiedung der AMG-Novelle in Gang kommt und sich in letzter Minute etwas bewegt. Denn in Pick-up-Stellen bleibt die Beratung endgültig auf der Stre-cke. Volltanken und 1 x Rezeptgebühr – das ist Arzneisicherheit in Deutschland.


Peter Ditzel

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