Gesundheitspolitik

Taler, Boni, Gutscheine und mehr

Peter Ditzel

Deutschlands Apothekenwelt 2009. Der Wettbewerb tobt. In vielen Städten Deutschlands jagen sich besonders "marketingaktive" Apotheken mit allerlei Spielchen die Kunden ab. Es drängt sich mitunter der Eindruck auf, dass sich einige leider zu wenig über Leistungswettbewerb, sprich Beratung, Lieferfähigkeit, Freundlichkeit und Service profilieren. Das macht ja auch Arbeit. Und stört den reibungslosen und schnellen Abverkauf. Viel lieber scheinen einige mit "Marketingmaßnahmen" wie Talern, Boni, Gutscheinen und Zugaben großzügig um sich zu werfen. Nur ein kleiner Ausschnitt aus der Ideenkiste des merkantilen Wettbewerbs: Noch immer findet man in Anzeigenblättern ganzseitige Anzeigen, die Einkaufsgutscheine ausgeben. Eine DocMorris-Apotheke verspricht beispielsweise "bei Einlösung Ihres Rezeptes bis zu 4,50 Euro Einkaufsgutschein". Pro verordnetes Medikament erhält der Kunde 1,50 Euro. (Ist zwar verboten, wird aber noch heute praktiziert.) Diese Gutscheine können dann beim Kauf von nichtverschreibungspflichtigen Waren in der Apotheke eingelöst werden. Eine andere Variante: Die Happy Hour, die man früher nur aus Bars und Kneipen kannte, sprang bereits auf Apotheken über. Zu bestimmten Tageszeiten gibt es aufs OTC- und Freiwahl-Sortiment einen besonders hohen Rabatt. Jetzt hat sich diese Spielart schon zu "Happy Days" ausgeweitet: an bestimmten Tagen in der Woche erhalten die Apothekenkunden 30 Prozent Rabatt "auf alles was in die Tüte passt" (außer verschreibungspflichtige Arzneimittel). Die Kunden erhalten eine Papiertragetüte mit dem grünen Kreuz drauf und dürfen diese mit OTC-Arzneimitteln und anderen Nebensortimentswaren vollstopfen. Super, oder? Wir sind beim Arzneimittel als Ramschware angekommen.

Dann die Taler-Spiele: Für den Kauf von Waren aus dem Selbstbedienungssortiment, bei berechtigten Reklamationen, bei mehr als fünfminütiger Wartezeit oder bei fehlender Bevorratung des Produkts gibt’s Taler auf die Hand. Hat der Kunde genügend Taler beisammen, darf er sie gegen Kaffeebecher, Pralinen, Reisewecker oder auch bei der benachbarten Imbissbude einlösen.

Ausgebaut wurden die für manche Apotheken fast schon traditionellen Zugaben. So gibt es Apotheken, in denen das Personal zwar nicht in guter Beratung geschult, aber darauf getrimmt wird, den Kunden nach jedem Verkaufsvorgang zu fragen, ob sie heute lieber eine kleine Zitronenpresse oder ein Silberputztuch möchten.

Wundert es da noch, wenn Gesundheitspolitiker wie Rolf Schwanitz mittlerweile Pick-up-Stellen im Drogeriemarkt zulassen wollen?


Peter Ditzel

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