Gesundheitspolitik

BDI will Gesundheitskarte

Die Patienten sollen profitieren – und die Industrie auch

BERLIN (tw). Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) interessiert sich mittlerweile für die Gesundheitskarte und drängt auf ihre unverzügliche Einführung. Am Besten unmittelbar gefolgt von weiteren Angeboten wie der elektronischen Patientenakte. Die neuen Technologien würden den Patienten zugute kommen – und nicht zuletzt auch der Industrie, für die sich der Bundesverband positive Impulse verspricht.

"Der intelligente Einsatz von Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen bringt einen enormen Schub in der medizinischen Versorgung", zitiert "Arzt am Abend" den BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf auf dem 4. Gesundheits- und industriepolitischen Kongress in Berlin. Davon würden nicht nur die Patienten profitieren, prophezeite Schnappauf, es gäbe auch kräftige Impulse für Wachstum und Beschäftigung. Und "in der Verwaltung sorgt intelligente Vernetzung für eine jährliche Ersparnis von fünf Milliarden Euro."

Eine sofortige Einführung der Karte sei deshalb ratsam, gefolgt von freiwilligen Angeboten wie der elektronischen Patientenakte, über die Ärzte die Patientendaten gesammelt abrufen könnten. Das erhöhe nicht nur die Patientensicherheit sondern senke auch die Kosten – die Vertraulichkeit würde durch hochmoderne Methoden der Verschlüsselung garantiert werden. Insgesamt sieht Schnappauf im Gesundheitssektor einen "Stabilitätsanker der deutschen Wirtschaft" in der aktuellen Wirtschaftskrise, der unbedingt mutiger Reformen bedarf, um ihn von Bürokratie zu befreien und für Innovationen zu öffnen. Um den Wettbewerb im Gesundheitssektor zu fördern, sollten Gesundheits- und Arbeitskosten entkoppelt werden.

Heftige Kritik

Die Äußerungen Schnappaufs stießen auf heftige Kritik: "Der Hauptgeschäftsführer des BDI sollte sich mit den Dingen befassen, von denen er auch etwas versteht. Das Gesundheitswesen gehört nicht dazu", wird Bertram Steiner, Vorstandsmitglied des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte von "Arzt am Abend" zitiert. Es sei weder bewiesen, dass die Patienten von der Gesundheitskarte profitierten, noch dass sich dadurch fünf Milliarden einsparen ließen. Ein Produkt wie die eGK für viele Milliarden Euro in den Markt zu drücken, auch wenn es keinen medizinischen Fortschritt bringe, nur damit die Industrie Aufträge bekommt, sei einfach unseriös.

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