Wirtschaft

DAX verbucht Achtungserfolg

DAX greift nach der 5000 Punkte-Marke, aber Charttechnik verschlechtert sich

(hps). Ein gelungener Jahresauftakt für den DAX. Gleich zu Beginn nahm das Börsenbarometer die 5000 Punkte-Marke in Angriff. Auch bei den Analysten hellen sich die Minen ein wenig auf. Grund genug, sich als Anleger langsam Sorgen zu machen.

Die aktuelle Marktlage

Die weltweiten Konjunkturpakete verhalfen den Börsen zu Jahresbeginn zu beachtlichen Kursgewinnen. Das Prinzip Hoffnung überdeckte selbst schlechte Nachrichten vom Arbeitsmarkt und aus den Unternehmen. Allerdings dürften die Märkte schon bald vor einer Belastungsprobe stehen: In den USA steht die Quartalssaison vor der Tür – Enttäuschungen sind da vorprogrammiert. Einen Vorgeschmack lieferte bereits letzten Mittwoch Intel mit einer erneuten Gewinnwarnung.

Mittelfristig könnte sogar noch ein weiteres Problem auftauchen: Auf 1,900.000.000.000 Dollar (oder 1,9 Billionen in der leichteren Lesart), so schätzt der US-Kongress, wird das US-Etatdefizit für das Haushaltsjahr 2008/2009 lauten. Verursacht durch sinkende Steuereinnahmen und gigantische Ausgaben für die Konjunkturpakete. Das Minus entspricht etwa 10% des US-Bruttoinlandsprodukts – ein absoluter Rekord. Und die Börse stellt sich allmählich die Frage: Wer soll das bezahlen? Wie sicher sind denn überhaupt noch US-Staatsanleihen? Der weltgrößte Anleiheninvestor Pimco jedenfalls hält inzwischen die US-Festverzinslichen für überteuert und rät zum Verkauf. Eine Vertrauenskrise in die Zahlungsfähigkeit der Amerikaner muss auf jeden Fall verhindert werden. Daran dürfte schon den großen Gläubigernationen aus Asien gelegen sein.

Aus der Perspektive der Analysten

Erst mal abwarten, was die anderen machen. Mit dieser Devise sind die meisten Strategen ins neue Jahr gestartet. Das war auch kaum anders zu erwarten, denn die Einschätzungen hinsichtlich des neuen Börsenjahres klaffen weit auseinander. Nach dem Kursziel am Ende des ersten Börsenhalbjahres 2009 befragt, reichte das Spektrum unter 54 unabhängigen Vermögensverwaltern von 3200 bis 7000 DAX-Punkte. Während die einen die realwirtschaftliche Entwicklung der Zukunft – man geht hier in der Regel von einem sechsmonatigen Vorlauf aus – bereits heute in die Kurse einpreisen wollen, graut es den anderen vor den Unsicherheiten der anstehenden Berichtssaison und weiteren Hiobsbotschaften aus der Gesamtwirtschaft. Immerhin sind sich die Experten darin einig, dass der DAX nach dem relativ kräftigen Kursanstieg der vergangenen Tage nun für eine Konsolidierung reif sei.

Musterdepot

Mit 23% Verlust beendete der DAX nach unserer 26-wöchigen Beobachtungsphase das Jahr. Insgesamt war das Börsenjahr 2008 für den DAX mit 40% Minus das zweit-schlechteste seiner 20-jährigen Geschichte. 29 Werte landeten im Minus. Lediglich VW verzeichnete Gewinne. Das Musterdepot brachte es unterdessen mit 24 Positionen auf zwölf positive Abschlüsse, während fünf Positionen eindeutig negativ abschlossen. Die restlichen Werte sind Käufe jüngeren Datums und erlitten bislang moderate Verluste im einstelligen Bereich. Im Musterdepot werden die Karten nun neu gemischt und die Altbestände ausgebucht. DAX am 8. Januar 2009 (12.00 h): 4871 Punkte.


Aus der Sicht des Querdenkers


Die 5000er Marke beim DAX wurde zeitweilig geknackt, und damit sollte man es jetzt als Anleger auch gut sein lassen und Positionen glatt stellen. Der Markt signalisiert aus technischer Sicht bereits eine anstehende Konsolidierung. Nach einer unmittelbar bevorstehenden, scharfen Trendwende sieht es zwar nicht aus. Die derzeitigen Verluste sind nur harmlose Gewinnmitnahmen. Die Akteure könnten durchaus den Versuch unternehmen, das Börsenbarometer nochmals Richtung Norden voranzutreiben. Fest steht aber: Der Markt hat kaum mehr Potenzial und wird kippen. Ausgerechnet das Schwergewicht Allianz macht dabei die größten Sorgen. Aus technischer Sicht deutet hier alles auf einen stärkeren Kursrückgang hin, dem die anderen DAX-Werte über kurz oder lang folgen dürften. Strategie: Positionen glatt stellen und abwarten.


Peter Spermann


Peter Spermann ist Dozent für Wirtschaftslehre und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Börse. In der AZ-Rubrik „Querdenker“ vertritt er konsequent den Standpunkt des Antizyklikers.

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