Nahrungsergänzung

"Mikronährstoffberatung in der Apotheke leicht gemacht"

(daz). Das Interesse an Gesundheit und Wellness nimmt stetig zu. Ein langes Leben und Vitalität, frei von Krankheiten und Beschwerden, steht bei vielen Menschen an erster Stelle auf ihrer persönlichen Wunschliste. Immer größer wird deshalb auch das Interesse der Verbraucher und Patienten, in die eigene Gesundheit zu investieren. Bereits 40% der deutschen Frauen und etwa 30% der deutschen Männer nehmen regelmäßig Mikronährstoffpräparate ein. Wir sprachen mit Apotheker Uwe Gröber, Akademie für Mikronährstoffmedizin in Essen, wie die Apotheke an diesem Trend teilhaben und die Bedürfnisse der Menschen unterstützen kann.

DAZ: Welchen Stellenwert nehmen Mikronährstoffe und Vitaminpräparate in der beratungsaktiven Apotheke ein und welche Bedeutung haben sie Ihrer Meinung nach für die Zukunft der Apotheke?


Uwe Gröber

Gröber: Das Interesse an Gesundheit und Prävention ist stärker denn je. Ein langes Leben mit Lebensqualität steht bei vielen Menschen an erster Stelle auf der Wunschliste. Immer größer wird deshalb auch die Bereitschaft, in die eigene Gesundheit zu investieren. Mehr als ein Drittel aller Bundesbürger nimmt regelmäßig Vitamin- und Mineralstoffpräparate ein, um dem Risiko für chronische Krankheiten vorzubeugen oder die eigene Vitalität zu unterstützen. Dies zeigt unter anderem auch die Studie Health Care Monitoring 2006, in der rund 1500 Bundesbürger ab 16 Jahren befragt wurden.

Im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel und diätetischen Lebensmittel ist eine kompetente Beratung über den rationalen Einsatz von Mikronährstoffen deshalb ein wichtiges Instrument für die Apotheke, ihre Sonderstellung als Drehscheibe in Gesundheitsfragen zu unterstreichen und gleichzeitig zu verdeutlichen, dass es im Bereich der Selbstmedikation keine Alternative gibt.

Zudem eröffnet das weite Feld einer medikations- und patientenorientierten Mikronährstoff-Beratung interessante Möglichkeiten für ethisch begründete Zusatzverkäufe. Wir wissen seit Langem, dass es als Apotheker nicht mehr reicht, sich auf die Belieferung von ärztlichen Verschreibungen zu beschränken und seiner medikationsbezogenen Informationspflicht zu entsprechen. Jeder heute in der Apotheke gemachte Zusatzverkauf im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel sichert Arbeitsplätze und trägt zum Erhalt der Apothekenlandschaft in Deutschland bei.

DAZ:

Seit dem Sommer letzten Jahres gibt es bei der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft das "Mikronährstoff-Beratungsprogramm" für die praxisorientierte Beratung in der Apotheke und Arztpraxis. Können Sie unseren Lesern kurz einige wichtige inhaltliche Aspekte und praktische Anwendungen vorstellen?

 

Gröber: Das Mikronährstoff-Beratungsprogramm verbindet fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischer Anwendung und erleichtert den rationalen Einsatz von Vitaminen, Vitaminoiden wie Coenzym Q 10, Mineralstoffen, Spurenelementen, essenzielle Fettsäuren und Aminosäuren. Die jeweilige Monographie zu einem Mikronährstoff beantwortet kurz und übersichtlich Fragen zur physiologischen Funktion, zu Mangelsymptomen, Ursachen für einen erhöhten Mikronährstoffbedarf und Dosierungen bei zahlreichen Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen.

Auch wichtige Zusatzinformationen liefert das Programm, wie zum Beispiel: Welche Wechselwirkungen mit Arzneimitteln oder anderen Mikronährstoffen sind zu erwarten? Welche Laborparameter sind zur Erfassung des Mikronährstoffstatus wichtig? Welche Nahrungsmittel weisen einen besonders hohen Gehalt der einzelnen Mikronährstoffe auf?

Zu jedem Mikronährstoff gibt es zahlreiche Präparatvorschläge aus der Lauertaxe mit Angabe der PZN. Übersichtliche Beratungsfolien zu jedem Mikronährstoff sowie Einnahmeempfehlungen erleichtern zusätzlich das Beratungsgespräch.

DAZ:

Gibt es auch spezielle Ernährungs- und Mikronährstoffzufuhrempfehlungen bei Erkrankungen?

 

Gröber: Das Programm liefert praxisorientierte Informationen zu zahlreichen Indikationen und Befindlichkeitsstörungen wie Akne, Burnout, Diabetes mellitus, Hyperkinetische Störungen, multiple Sklerose, Osteoporose, Rheuma und Zöliakie. Dabei werden kurz die Leitsymptome und Ursachen einer Erkrankung vorgestellt sowie wichtige praktische Ernährungsempfehlungen, Laborparameter, Dosierungshinweise und Präparate aufgeführt. Unter dem Punkt "Medikation" werden Wechselwirkungen mit Arzneimitteln beschrieben, die bei einer Erkrankung eine Rolle spielen und für die kompetente Beratung in der Apotheke wichtig sind. Ein Kommentar bietet zusätzlich die Möglichkeit, sich ausführlich über die Bedeutung eines Mikronährstoffs bei einer Erkrankung zu informieren.

DAZ:

In der Apothekenpraxis stellt sich immer wieder die Frage, welches Produkt ich bei einem speziellen Problem empfehle. Hilft mir hierbei das Programm weiter?

 

Gröber: Das Programm enthält bei den Mikronährstoff-Monographien und auch bei den Indikationen Listen von Nahrungsergänzungsmitteln und diätetischen Lebensmitteln aus der Lauertaxe, jeweils mit der PZN. Präparateempfehlungen bei einer Indikation oder einem Mikronährstoff sind mit einem Häkchen gekennzeichnet, können aber auch selber eingegeben oder geändert werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, selbst Präparate einzupflegen, die nicht gelistet sind, oder auch Lagerartikel zu markieren. Geplant ist vom Verlag eine Schnittstelle, mit deren Hilfe direkt aus dem Programm ersichtlich ist, welche Artikel ich in meinem Apothekensortiment führe.

DAZ:

Was versteckt sich hinter den zahlreichen Vitalstoff-Checks im Programm?

 

Gröber: Interessiert sich ein Kunde zum Beispiel für einen bestimmten Mikronährstoff oder liegt die Vermutung nahe, dass ein Mangel eines oder mehrerer Mikronährstoffe vorliegt, so kann das Programm einen Vitalstoffcheck (z. B. Oxidativer Stress, Homocystein, Selen) durchführen. Zuerst beantwortet der Kunde am Computer eine Auswahl von Fragen zu den Bereichen "Ernährung und Lebensstil", "Mangelsymptome", "Risikogruppen", "Erkrankungen mit erhöhtem Bedarf", "Arzneimittel". Dann wertet das Programm die Antworten im Bruchteil einer Sekunde aus.

Als besonderen Service kann ich meinem Kunden die Information, die Fragebögen sowie das Ergebnis der Auswertung, das z. B. eine Empfehlung zur Supplementierung oder zum Arztbesuch enthält, ausdrucken und mitgeben. Das Programm ermöglicht zusätzlich die Dokumentation von Kundendaten, eigenen Texten und patientenbezogenen Laborparametern, was eine systematische und damit effektive Betreuung und Mikronährstoffstoffversorgung der Kunden erlaubt.

DAZ:

Berücksichtigt das Programm auch wichtige Interaktionen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen?

 

Gröber: Arzneimittel und Mikronährstoffe benutzen im menschlichen Organismus bei der Absorption und Metabolisierung die gleichen Transport- und Stoffwechselwege. Werden ein oder mehrere Arzneimittel eingenommen, besteht daher immer das Risiko für Interaktionen mit dem Stoffwechsel essenzieller Mikronährstoffe. Dadurch kann sowohl die Wirkung eines Arzneimittels als auch die physiologische Funktion eines Vitamins gestört werden. Da die medikationsorientierte Mikronährstoffberatung in der Apotheke von großer Bedeutung ist, gibt das Programm bei den einzelnen Monographien, aber auch bei den Indikationen immer praktische Tipps, auf welche Wechselwirkungen man besonders achten muss.

Noch im Frühjahr soll das erste Update erscheinen. Wesentliche Erweiterung ist ein Interaktions-Check, der die Handelsnamen der am häufigsten verordneten Arzneimittel nach Arzneiverordnungs-Report erfasst und mit dessen Hilfe ich gezielt bei einer Medikation nach einer Wechselwirkung suchen kann. Wird ein Mikronährstoffhaushalt durch ein Medikament gestört, schlägt das Programm eine Auswahl von fünf Mikronährstoff-Präparaten mit PZN vor, die einem Patienten begleitend zu seiner Medikation empfohlen werden können. Die Erklärung für die Empfehlung kann ausgedruckt und dem Patienten mitgegeben werden. Grundlage für dieses Modul ist mein gerade in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft erschienenes Buch "Arzneimittel und Mikronährstoffe – medikationsorientierte Supplementierung".

DAZ:

Wird es weitere Updates geben, da die Mikronährstoffmedizin doch immer neue Daten und Erkenntnisse liefert?

 

Gröber: Ja, denn es gibt weltweit keinen Forschungsbereich, der so viele neue Erkenntnisse hervorbringt wie die Mikronährstoffmedizin. Neue Erkenntnisse von praktischer Relevanz fließen in die Updates ein. Geplant sind ein bis zwei Updates pro Jahr.

DAZ:

Herr Gröber, vielen Dank für das Gespräch.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.