Fortbildungskongress

Früherkennung schafft Spielraum für Interventionen

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist die einzige Volkskrankheit, bei der mit einer Zunahme in der Mortalitätsstatistik zu rechnen ist. Nach WHO-Schätzungen wird sie in einigen Jahren auf Platz drei der Todesursachenstatistik vorgerückt sein. Da die zugrundeliegenden Zerstörungsprozesse in der Lunge nicht reversibel sind, ist die Früherkennung um so wichtiger. Sie kann nach den Ausführungen von Prof. Dr. Michael Pfeifer, Donaustauf, erfolgreich in Apotheken durchgeführt werden.

Gekennzeichnet wird die COPD durch eine Obstruktion der Atemwege, die im Gegensatz zu Asthma bronchiale auch nach Gabe von Bronchodilatatoren nicht vollständig reversibel ist. Während Asthma eine Erkrankung der Atemwege ist, ist die COPD eine Erkrankung der Lunge. Denn die fortschreitende Obstruktion der Atemwege geht mit gestörten Entzündungsreaktionen einher, die zu einer Zerstörung von Lungengewebe führen und letztlich in ein Lungenemphysem münden. Verantwortlich dafür sind in erster Linie inhalative Noxen wie Zigarettenrauch.

Atemnot unter Belastung

Die Diagnose COPD ergibt sich, so Pfeifer, aus der Anamnese. Die Patienten sind oder waren Raucher oder anderen inhalativen Noxen ausgesetzt. Sie klagen über eine Atemnot unter Belastung, das ist das Leitsymptom der COPD. Verbunden mit der Zerstörung von Lungengewebe ist ein Funktionsverlust der Lunge, der sich in einer Abnahme der funktionellen Einsekundenkapazität (FEV1) niederschlägt und mit Hilfe der Spirometrie zu messen ist. Der Funktionsverlust verläuft schleichend und über Jahre unbemerkt. Da er auch medikamentös nicht zu beheben ist, muss er rechtzeitig erkannt werden. Pfeifer verwies in diesem Zusammenhang auf ein Modellprojekt in Zusammenarbeit mit Schweizer Apotheken. Hier konnte gezeigt werden dass eine Früherkennung mit Hilfe der Spirometrie erfolgreich in Apotheken durchgeführt werden kann.

Noxen ausschalten

Die einzige Möglichkeit, die Progression einer COPD zu verlangsamen, ist nach Pfeifer die Ausschaltung der inhalativen Noxe und damit in den meisten Fällen die Aufgabe des Rauchens. Pharmakologische Interventionen können das Fortschreiten einer COPD nicht verhindern.

Die COPD wird in vier Schweregrade eingeteilt, die auch die Basis für die medikamentöe Therapie bieten. Behandlungsgrundlage für alle Stadien sind kurzwirksame Bronchodilatatoren für die Bedarfsmedikation. Ab dem Stadium 2 kommen langwirksame Bronchodilatatoren (Salmeterol, Formoterol, Tiatropium) für die Dauermedikation hinzu. Inhalative Corticosteroide sind bei schweren Formen der stabilen COPD ab dem Stadium III indiziert. Systemische Corticosteroide werden nicht mehr in der chronischen Phase, sondern nur noch bei Exazerbationen und dann auch nur für einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen eingesetzt. In diesem Fall muss, so Pfeifer, die Therapie auch nicht ausschleichend beendet werden. Theophyllin spiele in der Behandlung der COPD nur noch eine untergeordnete Rolle.

Sauerstofftherapie bei Schwerkranken

Schwerkranke Patienten profitieren von einer über mindestens 15 Stunden anhaltenden Sauerstofflangzeittherapie. Darüber hinaus kann ihnen mit einer intermittierenden Beatmung Erleichterung verschafft werden. Auch operative Verfahren können indiziert sein.

Keine Evidenz für Sekretlöser

Der Einsatz von Sekretlösern wird kritisch gesehen. In den Standards der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) werden sie nicht mehr aufgeführt, da es für sie keine Evidenz gibt. Nach den Erfahrungen von Pfeifer gibt es zwar Patienten, die beispielsweise auf Acetylcystein ansprechen. Doch in der Literatur findet man für diese Substanz nur den Evidenzgrad D, was nach Pfeifer gerne als eine "Eminenz"-Empfehlung abgetan wird.

Einen wichtigen Stellenwert in dem Behandlungskonzept der COPD nimmt das körperliche Training ein. Hiermit kann erfolgreich der Abwärtsspirale bestehend aus Atemnot, Inaktivität, Konditionsmangel und verstärkter Atemnot entgegen gesteuert werden.


du


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