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Schwergewichtiges Deutschland

(ral). Wie ist der Ernährungsstatus der Deutschen? Was kommt auf den Tisch? Wie gut sind die Bundesbürger über das Thema Ernährung informiert? Und gibt es beim Essen Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern? Antworten auf diese und weitere Fragen soll die Nationale Verzehrsstudie II geben, die 2002 gestartet wurde. Seit vergangener Woche liegen erste Studienergebnisse vor. Der Grundtenor: Die Deutschen sind viel zu dick!

Im Rahmen der vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Jahr 2002 in Auftrag gegebenen Nationalen Verzehrsstudie II sollten für Deutschland repräsentative Daten zum aktuellen und üblichen Verzehr an Lebensmitteln aufgezeigt und daraus die Nährstoffversorgung der Bevölkerung ermittelt werden. Auch Informationen über den Verzehr von z. B. angereicherten Lebensmitteln oder Bio-Lebensmitteln zu gewinnen, war Ziel der NVS II. Die erste und bisher einzige große repräsentative NVS liegt inzwischen 20 Jahre zurück und betraf nur die alten Bundesländer. Seitdem haben sich sowohl das Lebensmittelangebot als auch das Arbeits-, Freizeit- und Konsumverhalten der Bevölkerung deutlich gewandelt. Aktuelle, für das Bundesgebiet repräsentative Daten waren daher aus Sicht der Auftraggeber erforderlich.

Übergewicht und Adipositas weit verbreitet

In der Hauptstudie wurden 19.329 deutschsprachige Personen zwischen 14 und 80 Jahren als Teilnehmer gewonnen. Die Erhebungen begannen im November 2005 und endeten im Januar 2007. Seit vergangener Woche liegen nun erste Ergebnisse der Studie vor. Danach ist jeder fünfte Bundesbürger adipös und hat einen BMI von über 30. Über die Hälfte der Deutschen ist mit einem BMI über 25 übergewichtig. Der Vergleich mit früher erhobenen Daten zeigt bei Übergewicht und Adipositas einen deutlichen Trend nach oben. Besonders deutlich gestiegen ist die Zahl der Übergewichtigen unter den jungen Erwachsenen, wie der Vergleich mit dem Bundesgesundheitssurvey 1998 zeigt. Nach den Ergebnissen der NVS II sind bei den 18-und 19-jährigen Männern 28% übergewichtig. Vor zehn Jahren waren es in der gleichen Altersgruppe nur 20%. Bei den gleichaltrigen Frauen sind nach den Ergebnissen der NVS II 23% übergewichtig, 1998 waren es nur 17%. Bedenklich ist die steigende Zahl sehr junger adipöser Menschen. So sind unter den Studienteilnehmern zwischen 14 und 17 Jahren 7 bis 11% adipös. Bei den 18- bis 19-jährigen Männern sind es 14%, bei den gleichaltrigen Frauen 9,4%.

Soziale Unterschiede

Zusammenhänge gibt es der NVS II zufolge zwischen Schulbildung, Pro-Kopf-Nettoeinkommen und BMI: So wurde in der Studie festgestellt, dass der BMI bei Männern und Frauen mit steigendem Schulabschluss sinkt. Unter den Personen mit Hauptschulabschluss waren in der NVS II fast doppelt so viele von Übergewicht betroffen wie bei Personen mit Fachhochschul- oder Hochschulreife. Mit steigendem Pro-Kopf-Nettoeinkommen zeigte sich in der NVS II bei Männern und Frauen ein Absinken des BMI. Bei der Auswertung nach der sozialen Schicht zeigt sich bei Frauen und Männern, dass Adipositas vor allem ein Problem bei Personen der unteren Schichten ist.

Frauen machen mehr Diäten

Insgesamt 12% der Deutschen halten laut NVS II eine Diät ein. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. 7% führen eine Diät aufgrund einer Erkrankung (Diabetes, Fettstoffwechselstörungen) durch, 5% der Befragten halten eine Diät ein, um ihr Gewicht zu reduzieren. Dabei machen junge Frauen im Alter von 14 bis 34 Jahre doppelt so häufig eine entsprechende Diät wie junge Männer (8% zu 3%).

28% der Deutschen nehmen Supplemente (Nahrungsergänzungspräparate und angereicherte Medikamente) ein, 31% der Frauen und 24% der Männer. Hierbei steigt bei beiden Geschlechtern zunächst die Einnahme bis 35 Jahre an, fällt dann etwas ab, um in der Altersgruppe ab 51 bis 80 Jahre wieder deutlich anzusteigen (bei den 65- bis 80-jährigen Frauen auf 43% und den gleichaltrigen Männern auf 30%).


Infos im Web

Ausführliche Ergebnisse der NVS II finden Sie im Internet unter der Adresse:
www.was-esse-ich.de

Gentechnisch veränderte Lebensmittel gefürchtet

Bei der Risikoeinschätzung im Bereich Ernährung nahm das eigentlich größte Risiko für die Gesundheit, nämlich "zu viel und zu einseitig essen" in der Studie erst Rang vier (von 14) ein. Rückstände von Spritzmitteln im Pflanzenbau und Rückstände von Tierarzneimitteln sowie verdorbene Lebensmittel werden als höheres Risiko eingeschätzt. Etwa die Hälfte der Deutschen befürchtet bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln oder Zutaten (55%) bzw. bei bestrahlten Lebensmitteln oder Zutaten (50%) eine geringere Sicherheit im Vergleich zu herkömmlichen Lebensmitteln.

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