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Arzneimittelausgaben im Plan

BERLIN (ks). Der Zuwachs bei den Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Kassen lag im Jahr 2007 genau so hoch, wie es die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die GKV-Spitzenverbände erwartet hatten: Bereinigt um die Mehrausgaben für Impfstoffe wurde das prognostizierte Plus von 6,1 Prozent exakt erreicht. Zieht man hiervon noch die durch die erhöhte Mehrwertsteuer bedingten Mehrausgaben ab, bleibt ein "reiner" Ausgabenanstieg von 3,4 Prozent. Diese Daten präsentierte die ABDA am 1. Februar auf einer Pressekonferenz in Berlin.

"Die Gesundheitsreform hat zur Stabilisierung der Arzneimittelausgaben beigetragen", kommentierte ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Jürgen Seitz die aktuellen Zahlen. Zusammen mit der gesundheitspolitisch gewünschten Erstattung von Impfstoffen und der Mehrwertsteuererhöhung erhöhten sich die Ausgaben der Kassen für Medikamente im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent auf 25,6 Mrd. Euro. Die Menge der abgegebenen Packungen wuchs um 2,7 Prozent auf 773 Millionen. Dabei stiegen die Ausgaben für Festbetragsarzneien mit 0,8 Prozent nur minimal – und das trotz eines Zuwachses von 3,8 Prozent bei den abgegebenen Packungen. Für Arzneimittel ohne Festbetrag musste die GKV demgegenüber 8,5 Prozent mehr ausgeben, obwohl die Menge um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging. In den Ausgaben sind die Einsparungen durch Rabattverträge allerdings noch nicht berücksichtigt. In welcher Höhe die direkt zwischen Herstellern und Krankenkassen geschlossenen Verträge die Kassen entlasten, sei nach wie vor eine "große Unbekannte", betonte der ABDA-Geschäftsführer für Wirtschaft und Soziales, Karl-Heinz Resch.

Apotheken: Mehr Leistung, weniger Bezahlung

Daneben hat sich 2007 eine für viele Patienten erfreuliche Entwicklung fortgesetzt: Die von ihnen zu leistenden Zuzahlungen für Arzneimittel sind erneut gesunken. Im Jahr 2007 mussten die GKV-Versicherten 1,63 Mrd. Euro zugunsten der Krankenkassen zuzahlen. Das sind über 350 Mio. Euro weniger als 2006. Derzeit sind mehr als 12.000 Arzneimittel zuzahlungsbefreit.

Dagegen wurden die Apotheken durch die Gesundheitsreform erheblich belastet. So führte vor allem die Umsetzung der Rabattverträge zu einem deutlichen Mehraufwand, etwa durch die zusätzliche Beratung der Patienten zur Sicherung der Therapietreue. Wie Resch betonte, mussten sich die Apotheker dennoch mit einem Weniger an Bezahlung zufrieden geben. Denn ebenfalls zum 1. April 2007 erhöhte sich der Apothekenabschlag von 2,00 auf 2,30 Euro pro abgegebener Packung. Dies belastete die Apotheken mit rund 100 Mio. Euro. Insgesamt erhöhte sich dieser Rabatt zugunsten der GKV auf 1,2 Mrd. Euro im Jahr 2007. Die von der Pharmaindustrie geleisteten gesetzlichen Rabatte beliefen sich auf gut 940 Mio. Euro. Der Wertschöpfungsanteil der Apotheken reduzierte sich gegenüber 2006 um einen Prozentpunkt auf 15,4 Prozent. Der Wertschöpfungsanteil des Staates durch die Mehrwertsteuer lag mit 16 Prozent erstmals höher als jener der Apotheken. Das Apothekenentgelt ist demgegenüber in den vergangenen drei Jahren mit 3,9 Mrd. Euro stabil geblieben. Für Resch zeigen die Zahlen eines deutlich: "Apotheken sind die Helfer und Problemlöser der GKV und nicht ihr Problem."

Prognose 2008

Für die Arzneimittelausgaben im Jahr 2008 weist die ABDA auf die aktuelle Vereinbarung zwischen Ärzten und Krankenkassen hin. Demnach wird ein Anstieg in Höhe von 4,1 Prozent erwartet. Addiert man dazu noch den darin nicht enthaltenen Verlagerungseffekt von stationären zu ambulanten Leistungen, ist 2008 mit einer Ausgabensteigerung für Arzneimittel zwischen 5 und 6 Prozent zu rechnen.

Industrie sieht sich nicht in der Verantwortung

Der Geschäftsführer des Branchenverbandes Pro Generika, Peter Schmidt, betonte anlässlich der Vorstellung der ABDA-Daten, dass der relativ geringe Ausgabenanstieg im vergangenen Jahr vor allem der Preispolitik der Generikahersteller geschuldet sei. Die Generikaindustrie habe einen noch nie da gewesenen Einsparbeitrag in Höhe von 6,4 Mrd. Euro geleistet – und das ohne Berücksichtigung der Rabattverträge. Die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), Cornelia Yzer, unterstrich, dass in erster Linie der Staat die Mehrausgaben zu verantworten habe: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die gesetzlich festgelegte Leistungsausweitung bei den Schutzimpfungen und die rückläufige Zuzahlung der Versicherten hätten die Krankenkassen mit Zusatzausgaben von rund 1,6 Mrd. Euro belastet. "2007 war damit der Gesetzgeber der Treiber der Arzneimittelausgaben", so Yzer.

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