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Wie werden wir wahrgenommen?

Peter Ditzel

Wen, glauben Sie, würde ein Fernsehmagazin als Fachmann, als Experten einladen, wenn es in der Sendung darum geht, beispielsweise den Wert, den Nutzen einer täglichen Vitamineinnahme zu hinterfragen? Wen würden die Macher einer Sendung als kompetentehttp://www.dazonline.intra.dav-medien.de/typo3/backend.php#n Fachmann ins Studio bitten, wenn es um die Zusammenstellung einer Reiseapotheke für eine Fernreise geht? Wenn Sie jetzt ganz spontan antworten, dass man in beiden Fällen wohl einen Apotheker zu Rate zieht und als Zuständigen für solche Fragen einlädt, dann mögen Sie aus Ihrer Sicht Recht haben. So denken wohl die meisten, die man hierzu befragen würde. Nur nicht die Macher von Fernsehmagazinen. Sie scheinen das Berufsbild des Apothekers vollkommen ausgeblendet zu haben. Der Apotheker kommt bei Ihnen nur vor, wenn es um den Verkauf von Arzneimitteln geht, wenn es sich um Arzneimittelpreise und Arzneimittelkosten handelt. Die Filmsequenzen, die dann gedreht und gezeigt werden, ähneln sich: eine Apothekenmitarbeiterin oder -mitarbeiter geht zum Ziehschrank, holt eine Arzneimittelpackung heraus und bringt sie zum Kunden an den HV-Tisch. Das ist das Bild unserer Medien vom Apotheker. Immer wieder und immer wieder gern gezeigt. So kommen die Fernsehmagazinmacher denn auch nicht auf die Idee, einen Apotheker als Fachmann einzuladen, wenn es um die Vitamineinnahme oder um die Zusammenstellung einer Reiseapotheke geht. Im Falle der Vitamine befragten sie einen Ökotest-Mitarbeiter, der nicht sonderlich kompetent die normale Vitamineinnahme mit der orthomolekularen Medizin durcheinander warf. Und zur Reiseapotheke hatte man einen Hausarzt eingeladen, der nur sehr oberflächlich etwas zur richtigen Bestückung sagen konnte. Nur zwei Beispiele, die aber typisch sind dafür, dass der Apotheker als Arzneimittelfachmann in der Medienwahrnehmung überhaupt keine Rolle spielt.

Warum ist das so? Warum wird der Apotheker nur mit der kommerziellen Seite der Arzneimittel in Verbindung gebracht, aber nicht mit der fachlichen? Warum wird der Apotheker in den Medien nicht zur richtigen Anwendung, zur Pharmakologie der Arzneimittel befragt? Man könnte natürlich auch fragen, warum haben wir es nicht geschafft, uns als Apotheker in der öffentlichen Wahrnehmung bei den Medien so zu positionieren, dass diese an den Apotheker denken und ihn einladen, wenn es um Arzneimittelfragen geht? Irgendwie schien dies in der Vergangenheit kein Thema unserer Öffentlichkeitsarbeit gewesen zu sein. Oder man sah hierfür keine Notwendigkeit.

Das rächt sich. Ich halte die Nachlässigkeit, mit der man dieses Thema bisher behandelte, für einen eklatanten Fehler. Die Darstellung einer Berufsgruppe in der Öffentlichkeit, die Wahrnehmung eines Berufs, können schon lange nicht mehr nur dem Zufall überlassen bleiben. Man kann sich auch nicht darauf ausruhen, dass die Bevölkerung dem Apotheker jährlich gute Noten in Freundlichkeit ausstellt. Das reicht heute nicht mehr. Wenn ich in unserer heutigen Medienwelt möchte, dass eine Berufsgruppe mit bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten, mit besonderer Kompetenz wahrgenommen wird, dann muss ich mir überlegen, wie ich das den Medien vermitteln kann.

Wer von den Medienmachern weiß schon, was genau der Apotheker neben der Beschaffung der Arzneimittel, neben der perfekten Logistik in der Apotheke macht? Ist bekannt, dass in der Apotheke die ärztlichen Verordnungen auf Interaktionen und Unverträglichkeiten gecheckt werden? Ist bekannt, dass Apotheker nicht selten falsche Verordnungen korrigieren? Ist bekannt, welche bedeutende Rolle die Apotheker bei der sicheren Auswahl von Arzneimitteln zur Selbstmedikation spielen? Ist bekannt, wie wichtig es ist, dass Apotheker heute noch individuelle Arzneimittel im Rahmen der Rezeptur herstellen? Die Beispielliste ließe sich lange fortführen. Vermutlich sind solche Tätigkeiten kaum oder nur sehr wenig bekannt. Da tun sich viele Aufgaben für eine Öffentlichkeitsarbeit auf. Allerdings: mit einer einzelnen Aktion ist es da nicht getan. Immer wieder müssen diese Tätigkeitsgebiete des Apothekers kommuniziert werden.

Positive Ansätze in diese Richtung sind zwei Pressemitteilungen, die in den letzten Wochen verbreitet wurden. Kammer und Verein im Saarland laden die Medien ein zum "1. Nachtdienst-Interview". Die Journalisten können ab 19.30 Uhr dabei sein, wenn eine Apotheke Nachtdienst macht und hautnah erleben, was Notdienstbereitschaft im Alltag bedeutet.

Und der Apothekerverband Nordrhein weist in einer Medieninformation darauf hin, dass die Apotheke Arzneimittel direkt bis ans Krankenbett liefert. Dieser Apothekenservice sei, so heißt es in der Info, vor allem für bettlägerige Menschen oder Eltern, die ihr krankes Kind nicht allein zu Hause lassen können. Diese Medieninformation ist sicher ein guter Ansatz, müsste für ein breites Medienecho aber noch mit mehr aufmerksamkeitsstarken Ideen angereichert werden.

Wenn wir in Zukunft also nicht nur als "Arzneidistributeure" wahrgenommen werden wollen, sondern als kompetente Arzneifachleute, die man auch befragt, wenn es um Arzneithemen geht, dann müssen wir eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit in diese Richtung verstärken. Ich halte dies für überlebensnotwendig.


Peter Ditzel

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