Pharmakogenetik in der Praxis

Die Einbindung des Apothekers in pharmakogenetische Untersuchungen ist unverzichtbar!

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) hat in der Vergangenheit wiederholt die Verabschiedung eines Gendiagnostikgesetzes (GenDG) begrüßt. Damit wird zukünftig die Grundlage für die Durchführung gendiagnostischer Untersuchungen zu medizinischen Zwecken geregelt, mit deren Hilfe sich Krankheiten und Krankheitsrisiken erkennen bzw. Krankheits- und Therapieverläufe verfolgen lassen. In diesem Zusammenhang hat die DPhG mit Nachdruck angeregt, § 7 "Arztvorbehalt" und § 10 ("Genetische Beratung") des jetzigen Gesetzesentwurfes dahingehend zu ändern, dass es qualifizierten Apothekerinnen und Apothekern erlaubt sein soll, in enger Abstimmung mit ärztlichen Kollegen pharmakogenetische Untersuchungen nach § 3 Nr. 7 lit. C veranlassen sowie damit einhergehend Beratungsgespräche führen zu dürfen. Als Begründung sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass eine diagnostische Untersuchung nach § 3 Nr. 7 lit. C des Gesetzesentwurfes eine "Untersuchung mit dem Ziel der Abklärung ist, ob genetische Eigenschaften die Wirkung eines Arzneimittels beeinflussen".

Viele Studienergebnisse der letzten Dekade haben zu einem enormen Wissenszuwachs im Bereich der Pharmakogenetik geführt. Ein aktuelles Beispiel stellt die Identifizierung von Risikopatienten für Statin-induzierte Myopathie mithilfe von genetischen Tests dar (N Engl J Med 2008, 359, 789). In der SEARCH-Studie konnte gezeigt werden, dass das Risiko für eine Statin-induzierte Myopathie mit der Dosis und mit bestimmten Co-Medikationen steigt. Darüber hinaus sind manche Patienten insbesondere durch ihr Genom besonders gefährdet. Bei bestimmten genetischen Varianten des Transportproteins OATP1B1, welches für den Transport der Statine in die Leber verantwortlich ist, kann es zu einer Verminderung der Effektivität der Therapie kommen. Gleichzeitig sind betroffene Patienten besonders anfällig hinsichtlich toxischer – gegebenenfalls letaler – Statin-Wirkungen in der Muskulatur. Somit können Gentests höchstwahrscheinlich einen Beitrag dazu leisten, die Behandlung mit Statinen nicht nur effektiver, sondern auch sicherer zu machen. Dieses Beispiel und viele andere dokumentieren die wachsende Bedeutung der Pharmakogenetik für eine optimierte Arzneimitteltherapie in der Zukunft.

Die Optimierung der Arzneimitteltherapie nach dem Stand von Wissenschaft und Technik zählt unbestritten zu den gesetzlich festgelegten Aufgaben der Apothekerinnen und Apotheker als staatlich ausgebildete und anerkannte Arzneimittel-Experten. Um sicherzustellen, dass der Bevölkerung in Zukunft eine in pharmakogenetischer Hinsicht optimierte Arzneimitteltherapie gewährt wird, ist es aus Sicht der DPhG unverzichtbar, dass Apothekerinnen und Apotheker in den Paragrafen 7 und 10 des geplanten GenDG angemessen berücksichtigt werden.

Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz
(Präsident der DPhG)
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