Aus der Hochschule

Arzneiformenlehre für Medizinstudenten

Nachdenklich stand Johanna Höper vor den Zäpfchenformen. „Ich glaube, ich habe beim Erkalten nicht lange genug gewartet. Deswegen sind diese Zäpfchen hier nichts geworden“, sagte die Medizinstudentin und zeigte auf die halb erstarrte Schokolade in den Formen. Doch beim zweiten Anlauf klappte alles besser – die angehende Ärztin aus Kiel stellte fast lehrbuchmäßig aussehende Zäpfchen her.

Neben Johanna Höper stand noch ein Dutzend weiterer Medizinstudenten an Wasserbädern und Fantaschalen und hat mit flüssiger Schokolade Zäpfchen gegossen. Sie gehören zur Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), die vom 28. bis 30. November in der Leipziger Uniklinik ihren Bundeskongress veranstaltete. Vertreter des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) waren dort zu Gast und haben einen Workshop über Suppositorien angeboten.

"Zäpfchen werden auch heute noch in Apotheken hergestellt und zum Beispiel in der Pädiatrie eingesetzt. Die Pharmazie ist der einzige Studiengang, in dem man lernt, wie man Zäpfchen herstellt", erläuterte Jan Erdmann, der Bildungs- und Tagungsbeauftragte des BPhD, der zusammen mit dem BPhD-Präsidenten Hannes Müller den Workshop leitete.

Der Workshop stand unter dem Titel "Warum man Vaginalzäpfchen nicht aus Kakaobutter herstellt". Die Pharmazeutische Technologie der Universität Leipzig stellte die Arbeitsmaterialien zur Verfügung. Damit alles noch mehr Spaß macht, brachten die beiden Referenten anstatt normaler Zäpfchengrundmasse Schokolade mit.

Bevor die Teilnehmer sich auf die Zäpfchenformen stürzen konnten, gab es einen kleinen Theoriekurs. Hierbei erklärten die beiden Referenten nicht nur die Gründe, warum man Zäpfchen appliziert und was man bei der Herstellung beachten muss, sondern sie erzählten auch etwas über pharmazeutische Chemie und Struktur-Wirkungs-Beziehungen.

Auch Sven Liese, Pharmaziestudent in Freiburg, hat in Leipzig zum erstenmal Zäpfchen gegossen, weil er das Praktikum Arzneiformenlehre noch vor sich hat. Er meinte: "Ich fand an dem Kongress besonders interessant, dass man mit Medizinern ins Gespräch kam und erfahren hat, wie ihr Studium läuft und strukturiert ist".

Es war das erste Mal, dass der BPhD einen Pharmazie-Workshop beim Bundeskongress der Medizinstudierenden angeboten hat. Die gelungene Zusammenarbeit soll kein Einzelfall bleiben. Im nächsten Frühjahr findet in Greifswald das PharmaWeekend statt. Bei dieser Weiterbildungsveranstaltung des BPhD gibt es einige zusätzliche Teilnehmerplätze für interessierte Medizinstudenten. Außerdem haben die studentischen Vertretungen der Pharmazie, Medizin und Pflegewissenschaften in diesem Herbst zur weiteren Kooperation eine "Initiative zur Zusammenarbeit angehender Gesundheitsberufler" gegründet.


Elisabeth Kersten, stud. pharm., Leipzig

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