Prisma

Sowohl unter- als auch überschätzt

Etwa zehn bis 20 Prozent aller Deutschen klagen über eine Nahrungsmittelallergie. Doch einer Würzburger Studie zufolge handelt es sich lediglich in 50 Prozent der Fälle tatsächlich um immunologisch vermittelte Reaktionen.

Nahrungsmittelallergien werden einerseits überschätzt, andererseits werden sie häufig nicht oder erst spät diagnostiziert, meint Cornelia Seitz von der Universität Würzburg. Sie untersuchte mit ihrem Team 419 Patienten mit Verdacht auf Immunglobulin E vermittelte Nahrungsmittelallergien (Typ I). Lediglich bei 214 der Teilnehmer wurde der Verdacht tatsächlich bestätigt. In ca. 50 Prozent der Fälle lag keine Allergie vor. Durch die Annahme, allergisch auf bestimmte Lebensmittel zu reagieren, kann die Lebensqualität deutlich sinken, denn die betroffene Person verzichtet – unnötig – auf bestimmte Lebensmittel und ist Ängsten im Alltag ausgesetzt. Demgegenüber steht, dass eine nur vermutete, aber nicht entdeckte Nahrungsmittelallergie im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein kann. Die Würzburger Wissenschaftler fordern aufgrund ihrer Ergebnisse eine leitlinienorientierte allergologische Diagnostik. ka

Quelle: Seitz, C. et al.: Dtsch. Arztebl. 105 (42), 715-723 (2008).

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