Arzneimittel und Therapie

Bevacizumab kann venöse Thromboembolien fördern

Venöse Thromboembolien sind gefürchtete Komplikationen einer Krebserkrankung, die häufig tödlich enden. Sie können in Folge der Grunderkrankung oder einer konventionellen Chemotherapie auftreten. Aber auch der Angiogenesehemmer Bevacizumab steht im Verdacht, das Risiko zu erhöhen.

Die Angiogenese, also die Bildung neuer Blutgefäße, ist von zentraler Bedeutung für das Wachstum und die Metastasierung von Tumoren. Mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab (Avastin®) lässt sich dieser Prozess wirkungsvoll unterbinden. Deshalb wird er zusätzlich zur konventionellen Chemotherapie beispielsweise bei metastasiertem Kolon-, Mamma-, Nierenzell- oder nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom eingesetzt. Unbestritten ist, dass unter Bevacizumab das Risiko für arterielle Thromboembolien steigt. Klinische Studien haben zudem den Verdacht aufkommen lassen, dass Bevacizumab auch das venöse Thromboembolierisiko erhöht.

Signifikante Risikoerhöhung in Metaanalyse

Die Ergebnisse einer neuen Metaanalyse erhärten diesen Verdacht. Ausgewertet wurden die Daten von 7956 Patienten aus 15 randomisierten und kontrollierten Studien, in denen Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren zusätzlich zur antineoplastischen Therapie mit Bevacizumab oder Placebo behandelt worden waren. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war unter Bevacizumab das venöse Thromboembolierisiko signifikant um 33% erhöht. Die Inzidenz aller venöser Thromboembolien lag unter Bevacizumab-Behandlung bei 11,9%. Schwere venöse Thromboembolien (Grad 3 bis 5) traten bei 6,3% der Bevacizumab-Patienten auf. Die Inzidenz venöser Thromboembolien unter Bevacizumab variierte bei den verschiedenen Tumorerkrankungen. Sie lag bei Kolonkarzinomen bei 19,1%, bei Brustkrebs bei 7,3% und bei Nierenzellkarzinomen bei 3%.

Gefahr bei venösen Thrombosen in der Anamnese

In der Fachinformation zu Bevacizumab wird darauf verwiesen, dass venöse Thromboembolien unter Bevacizumab ähnlich häufig auftreten wie unter alleiniger Chemotherapie. In den klinischen Studien soll die Gesamtinzidenz unabhängig von der Indikation unter kombinierter Chemo-/Bevacizumab-Therapie zwischen 2,8% und 17,3% gelegen haben, bei alleiniger Chemotherapie zwischen 3,2% und 15,6%. Lediglich Patienten, die schon im Vorfeld eine venöse Thromboembolie erlitten hatten, sollen ein höheres Rezidivrisiko haben, wenn sie zusätzlich zur Chemotherapie Bevacizumab erhalten. Es bleibt abzuwarten, ob vor dem Hintergrund der neuen Metaanalyse das venöse Thromboembolierisiko von Bevacizumab neu bewertet werden wird.

Quelle

Nalluri SR et al.: Risk of Venous Thromboembolism With the Angiogenesis Inhibitor Bevacizumab in Cancer Patients A Metaanalysis. JAMA 2008; 300(19): 2277 – 2285.


du

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