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Turbulentes Jahr – ungewisse Aussichten

Am 6. November trafen sich Vertreter verschiedener Fachorganisationen angestellter Apotheker mit der Präsidentin der Bundesapothekerkammer und den Geschäftsführern der ABDA zum gemeinsamen Gedankenaustausch in Berlin. Schwerpunkt war die Lage der Apotheken im Spannungsfeld zwischen Heilberuf, Ökonomie und Gesundheitspolitik. ADEXA war mit zwei Teilnehmerinnen vertreten.

Pick-up-Stellen oder Ausgabeautomaten für Arzneimittel wurden von der Runde als Gefährdung und Verstoß gegen die Apothekenbetriebsordnung bewertet. In diesem Zusammenhang begrüßten die Vertreter die Initiative der Länder Bayern und Sachsen, den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln wieder zu verbieten. Ein entsprechender Antrag wurde im September vom Bundesrat vertagt. Um das Vorhaben durchzubringen, muss das Thema noch in diesem Jahr behandelt werden, da 2009 Bundestagswahlen stattfinden. Der Gesetzentwurf sieht konkret eine Versandhandelsbeschränkung auf OTC-Arzneimittel vor. Apotheken soll es nur noch mit strengen Auflagen erlaubt werden, Rx-Medikamente zu liefern, etwa bei älteren, gebrechlichen Patienten bzw. durch pharmazeutisches Personal als Boten.

Fremd- und Mehrbesitzverbot: Die Ungeduld wächst

Die im ersten Halbjahr 2009 anstehende Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) in Luxemburg zur Rechtmäßigkeit des Fremdbesitzes von deutschen Apotheken war ein weiteres Thema der Experten. Am 16. Dezember wird Generalanwalt Yves Bot seine Schlussanträge stellen. In der Vergangenheit folgten die Richter in den meisten Fällen diesen Ausführungen. Trotz des laufenden Verfahrens hat die EU-Kommission das Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen des Mehrbesitzverbots nicht ausgesetzt. Vor der anstehenden Entscheidung des EuGH ist auch nicht mit einer Novellierung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) zu rechnen, wurde aus den Reihen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) verlautbart.

Apothekenabschlag: Bessere Zeiten in Sicht?

Durch die Umsetzung der Rabattverträge ist den Apotheken ein erheblicher Mehraufwand entstanden. Als Ausgleich soll der Kassenabschlag zum Jahreswechsel von 2,30 auf 1,70 Euro gesenkt werden, was zu einer Verbesserung der ökonomischen Situation beitragen würde. Allerdings besteht zwischen dem Spitzenverband der GKV und dem Deutschen Apothekerverband (DAV) noch keine Einigung. Im Zuge der Gesundheitsreform war der Abschlag im Jahr 2007 von 2,00 Euro auf 2,30 Euro erhöht worden.

Filialapotheker: Chefs oder Angestellte?

Über den Status von Filialleitern wurde ebenfalls diskutiert. Deren Stellung unterscheidet sich von Apotheke zu Apotheke. Einerseits sind sie Angestellte eines Betriebes, leiten aber andererseits das operative Geschäft. Sie haben keine Personalverantwortung bzw. betriebswirtschaftliche Verfügungsgewalt, treffen aber sehr wohl alle pharmazeutischen Entscheidungen. Damit gelten Filialleiter und -leiterinnen als normale Arbeitnehmer und gehören in den meisten Fällen nicht in die Rubrik der leitenden Angestellten.

Qualität: wichtig für die Zukunft

Mehrere Qualifizierungs- und Qualitätssicherungsoffensiven wurden im Zuge des Gedankenaustauschs unter die Lupe genommen. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe hatte Mitte des Jahres eine verpflichtende Fortbildung für alle Apotheker, die in ihrem Kammerbezirk in öffentlichen Apotheken arbeiten wollen, einführen wollen. Mittlerweile wurde diese Regelung wieder rückgängig gemacht. In Berlin steht zur Debatte, den Kammerbeitrag bei Erwerb eines Fortbildungszertifikats zu reduzieren. Auch das Pseudo-Customer-Konzept kann noch stärker als bisher zur Qualitätssicherung beitragen. Sollten bei Testkäufen Defizite in der Beratungsqualität oder bei der Rezepturherstellung festgestellt werden, könnte dies sogar berufsrechtlich geahndet werden.

Einigkeit bestand darin, dass alle Apothekeninhaber zum Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) verpflichtet werden sollten.

PKA-Ausbildung ändern?

Angesichts der rückläufigen Zahl der PKA-Auszubildenden steht eine Novellierung der Lehrinhalte zur Debatte. Im ersten Schritt würde vom Bundesbildungsministerium ein Prüfantrag an das Kuratorium der deutschen Wirtschaft erteilt, um zu beurteilen, ob die Ausbildung der PKA und die Ausbildung eines anderen Berufs in einer Berufsgruppe zusammengefasst werden können. Hier kämen Drogisten oder Kaufleute im Gesundheitswesen in Frage. Die Anwesenden waren sich einig, dass die eigenständige Ausbildung der PKA nach wie vor aufgrund der speziellen pharmazeutischen Inhalte und der rechtlichen Rahmenbedingungen der Apotheken gerechtfertigt sei. Noch im November soll die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer (BAK) entscheiden, ob die Novellierung weitergeleitet wird.

Auch die Fortbildungs-Curricula für das nicht approbierte pharmazeutische Personal kamen zur Sprache. Die Themen Prävention und Rezeptur sind noch auf der Tagesordnung. ADEXA appellierte an die BAK, hier die Hürden für die Akkreditierung nicht unnötig bürokratisch zu gestalten und das Engagement von ADEXA, BVpta und WIpta werblich zu unterstützen.

Dialog wird fortgesetzt

Der Austausch wichtiger Themen sei auch in Zukunft für alle Beteiligten wichtig und solle in den nächsten Jahren auch unter einer neuen BAK-Präsidentschaft unbedingt fortgesetzt werden, waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig.


Barbara Neusetzer und Eva-Maria Plank

Gesprächsteilnehmer

Über die Entwicklung der Apotheke in Deutschland diskutierten Dr.Gerd Mattern, Vorsitzender des Bundesverbands der Apotheker im Öffentlichen Dienst (BApÖD); Dr. Gerhard Bleimüller, Inspizient Wehrpharmazie der Bundeswehr; Dr. Armin Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender der Apotheker in Wissenschaft, Industrie und Verwaltungen (WIV); Klaus Tönne, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA); Dr. Christiane Eckert-Lill, Geschäftsführerin Pharmazie der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände; Lutz Tisch, Geschäftsführer Arzneimittel-, Apotheken- und Berufsrecht der ABDA; Arndt Preuschhof, Jurist, ABDA; Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer; Barbara Neusetzer, ADEXA – Die Apothekengewerkschaft, Erste Vorsitzende, und Eva-Maria Plank, Vorsitzende der ADEXA-Fachgruppe ApothekerInnen.

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