Aus Kammern und Verbänden

Pharmaziehistorisches Wochenende in Mettmann

Das Neanderthal-Museum in Mettmann war Treffpunkt des diesjährigen Pharmaziehistorischen Wochenendes der DGGP-Regionalgruppen Nordrhein, Rheinland-Pfalz und Saar. Dort erwartete die rund 25 Teilnehmer eine Führung durch die Sonderausstellung "Loch im Kopf – Die ältesten Operationen der Welt".

Zu den Exponaten der Ausstellung zählten neben trepanierten Schädeln auch die entsprechenden chirurgischen Gerätschaften von der Steinzeit bis zur Moderne. Seit mehr als 10.000 Jahren beherrscht der Mensch die Technik der operativen Öffnung des Schädels. Steinzeitliche Trepanationen wurden mit frisch geschlagenen und somit sterilen Feuersteinen durchgeführt, was die hohe Überlebensrate von ca. 60 bis 70% erklärt.

Parissa Keshavarzi berichtete über das Leben des österreichischen Botanikers Karl Georg Theodor Kotschy (1813–1866), der auf seinen ausgedehnten Reisen 8000 bis 10.000 neue Spezies entdeckte. Kotschy bereiste u. a. Kroatien, Griechenland, Zypern, Kleinasien, Syrien, Mesopotamien, Persien sowie Nord- und Ostafrika. 1842/43 bestieg er den Damavand, den mit 5610 m höchsten Berg Vorderasiens (wenn man den Kaukasus zu Europa rechnet). 1862 erkrankte Kotschy an Malaria und konnte keine weiteren Reisen mehr unternehmen. Vier Jahre später starb er an einer Lungenentzündung.

Natalie Bachour referierte über die Rezeption der "Basilica Chymica" im Osmanischen Reich des 17. Jahrhunderts. Dieses von Oswald Croll (1560–1609) verfasste Standardwerk der Chemiatrie fand nicht nur im europäischen, sondern auch im arabischen und osmanischen Sprachraum weite Verbreitung. Die Referentin verglich das lateinische Original mit dem "Crollius Arabus" und stellte an Beispielen die interkulturelle Übertragung divergierender Wissenskonzepte dar: von der christlich, magisch-hermetisch, paracelsistisch geprägten Medizin hin zur islamisch, graeco-arabisch geprägten Medizin. Die Osmanen integrierten die für sie brauchbaren Aspekte der Chemiatrie in ihr bestehendes medizinisches Konzept. Bachour erläuterte zum Beispiel die Transposition der Waffensalbe in den islamischen Kulturkreis und wies darauf hin, dass so manch andere Rezeptur mit magischen Vorstellungen nicht in den "Crollius Arabus" aufgenommen wurde. Bei der Waffensalbe handelte es sich um eine Arznei, die durch Fernwirkung eine Wunde heilen sollte, indem mit ihr die Waffe, die die Verletzung hervorgerufen hatte, bestrichen wurde.


Daniela Gožic´, Stolberg (Rhld.)

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