Selbstmedikation

Nicotin inhalieren – neue Möglichkeit zur Entwöhnung

Nachdem Nicotin als geeignetes Mittel zur Raucherentwöhnung erkannt wurde, kamen eine Reihe von Produkten auf den Markt, zunächst Kaugummis, später Pflaster, Nasalsprays und Sublingual- und Lutschtabletten. Nun werden die Anwendungsmöglichkeiten mit einem Nicotininhaler erweitert, der als Nicorette® Inhaler ab Dezember 2008 in den Apotheken zur Verfügung stehen soll.

Mit dem Inhaler wird Nicotin ähnlich dem Pfeifenrauchen gepafft, oder wie beim Zigarettenrauchen gezogen, das Rauchen also imitiert. Im Unterschied zur Zigarette wird dabei das Nicotin zum allergrößten Teil über die Mund-Wangen-Schleimhaut resorbiert, eine Aufnahme über die Bronchien ist äußert gering. Somit ist der Inhaler eigentlich eine orale/bukkale Form, obwohl eine Inhalation (Einatmen) für die Zufuhr in die Mundhöhle notwendig ist. Der Nicotininhaler enthält reines Nicotin, sodass die gefährlichen und zum Teil kanzerogenen Giftstoffe, die beim Verbrennen des Zigarettentabaks entstehen, dem Körper erspart bleiben. Das Nicotin, also das eigentliche Sucht auslösende Agens, ist geringer dosiert und wirkt langsamer als das in Tabakwaren. So erzeugt es im Gegensatz zur Zigarette keine Abhängigkeit.

Anwendungsdauer

Die empfohlene Behandlungsdauer beträgt drei Monate. Danach sollte durch Verringerung der täglichen Dosis der Inhaler während sechs bis acht Wochen schrittweise abgesetzt werden. Sobald täglich nur noch ein bis zwei Patronen angewendet werden, kann die Behandlung beendet werden. Eine mehr als sechs Monate dauernde regelmäßige Anwendung wird nicht empfohlen.

Inhaler ermöglicht individuelle Dosierung

Der Inhaler ist aus Kunststoff und sieht wie eine Zigarettenspitze aus. Es dient zu Aufnahme der Patrone, die an beiden Enden mit einer Aluminiumfolie versiegelt ist und einen porösen Stopfen aus Polyethylen enthält, auf den Nicotin und Menthol aufgebracht sind. Vor dem Gebrauch wird die Patrone in das Mundstück eingeführt und dadurch die Versiegelung an den Enden geöffnet. Durch Ansaugen von Luft wird Nicotin freigesetzt, eingeatmet und über die Mund- und Rachenschleimhaut aufgenommen. Beim Einatmen erhält der Raucher durch ein Kitzeln im Hals und einen leichten Hustenreiz ein Gefühl der sofortigen Wirkung, die pharmakologische Nicotinwirkung tritt – ähnlich wie beim Nicotinkaugummi – erst etwa 30 Minuten ein. Aus einer 10 mg Nicotin enthaltenden Patrone können maximal 4 mg Nicotin innerhalb von 20 Minuten freigesetzt werden, wobei maximal 50% in die systemische Zirkulation gelangen. Der Nicotindampf kann entweder tief inhaliert oder nur flach (wie beim Paffen beim Rauchen einer Pfeifen) in die Mundhöhle gezogen werden. Mit beiden Techniken wird eine vergleichbare Nicotinmenge aufgenommen, immer weniger als durch einen Zug an einer richtigen Zigarette. Daher sollte, um Entzugserscheinungen ausreichend entgegenzuwirken, doppelt so oft und mit längeren Zügen inhaliert werden als beim Rauchen einer Zigarette. Allerdings kann die tiefe Inhalation einen Hustenreiz hervorrufen. Eine Anwendung sollte ca. 20 Minuten dauern. Je nach Tiefe und Frequenz der Inhalationen kann eine Patrone bis zu vier Mal genutzt werden, dann ist Nicotin verbraucht und die Patrone muss gegen eine neue ausgetauscht werden. Allerdings verlieren angebrochene Patronen nach zwölf Stunden ihre Wirksamkeit.

Der Nicotininhaler sollte immer dann angewendet werden, wenn Verlangen nach einer Zigarette aufkommt oder Entzugssymptome bestehen. Die Dosierung ist individuell und orientiert sich an der Tabakabhängigkeit des Rauchers. Eine Patrone kann ungefähr vier Zigaretten ersetzen. Die beste Wirksamkeit wird bei Rauchern mit durchschnittlicher Tabakabhängigkeit bei Anwendung von sechs bis zehn Patronen pro Tag erreicht. Stark bis sehr stark tabakabhängige Raucher sollten zehn bis maximal 16 Patronen pro Tag anwenden. Weniger als sechs Patronen pro Tag reichen nach Herstellerangaben möglicherweise nicht aus, um Entzugssymptome ausreichend lindern zu können. Im Gegensatz zum Pflaster mit seiner kontinuierlichen Abgabe kann der Inhaler sehr viel individueller den Bedürfnissen des ausstiegswilligen Rauchers angepasst werden (siehe nachstehendes Interview).

Der Nicotininhaler darf nicht angewendet werden bei

  • Nichtrauchern, Gelegenheitsrauchern und Kindern;
  • Überempfindlichkeit gegen Nicotin;
  • innerhalb der letzten drei Monate erlittenem Myokardinfarkt;
  • nicht stabiler oder sich verschlechternder Angina pectoris;
  • schweren Herzrhythmusstörungen sowie
  • akutem Schlaganfall.

Personen unter 18 Jahren sollen den Inhaler nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt anwenden, da keine Erfahrungen zur Anwendung bei dieser Personengruppe vorliegen.

Entsorgung

Nach dem Gebrauch wird die Patrone aus dem Mundstück entnommen und kann über den Hausmüll entsorgt werden. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die gebrauchte Patrone nicht in Kinderhände gelangt, da immer noch Nicotin enthalten ist.

Entwöhnungshilfe für die Selbstmedikation

Der Nicotininhaler ist wie die anderen Nicotinersatzpräparate ein apothekenpflichtiges, nicht-verschreibungspflichtiges Produkt. Eine Packung enthält 18 bzw. 42 Patronen à 10 mg Nicotin und das Mundstück. Die Kosten der in der Regel über drei Monate durchzuführenden Behandlung muss der Patient selbst tragen. Sie belaufen sich auf etwa 125 Euro pro Monat, sind also nicht höher als das Zigarettenrauchen selbst.

Die Nicotinersatztherapie ist eine wichtige Methode der Rauchentwöhnung. Mit dem Nicotininhaler steht eine weitere wirksame und kosteneffektive Möglichkeit zu den bereits vorhandenen Produkten zur Verfügung. Mit der Beratung über diese neue Methode der Rauchentwöhnung hat der Apotheker ein weiteres wichtiges Instrument zur Hand, dem Tabakabhängigen zu helfen, von seiner Sucht loszukommen und seine individuelle Gesundheit zu verbessern.


Quelle

Presseinformation der McNeil Consumer Healthcare GmbH.

Fachinformation Nicorette® Inhaler, Stand Juli 2008.

ilm

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