Prisma

Erst Bluttest, dann Antibiotika

Bei akuten Atemwegsinfekten sind Antibiotika häufig verordnete Medikamente – auch wenn es sich um virale Infekte handelt, bei denen die Präparate nicht greifen. Ob ein Antibiotikum Sinn macht oder nicht, soll der Arzt künftig durch einen Bluttest auf Procalcitonin (PCT) abklären können.

Procalcitonin (PCT) ist die inaktive Vorstufe des Schilddrüsenhormons Calcitonin, das an der Regulation des Calcium- und Phosphathaushaltes beteiligt ist. Bei Gesunden liegen die Procalcitonin-Spiegel unter 0,05 ng/ml. Bei systemischen Infekten mit Bakterien, Pilzen oder Parasiten steigt die Konzentration im Blut stark an – nicht jedoch bei viralen Infektionen. Über die Messung des PCT-Blutspiegels können somit virale von nicht-viralen Infektionen unterschieden werden. Da das Ergebnis der Blutuntersuchung bereits nach 20 Minuten vorliegen soll, wäre der Test für den ambulanten Bereich interessant und könnte einen gezielteren Antibiotikaeinsatz ermöglichen. In einer Studie setzten Pneumologen den Test bei 550 Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Sinusitis und Pneumonie ein. Sie wollten das Entzündungsgeschehen erfassen und dann über den Sinn einer Antibiotikabehandlung entscheiden. Die Patienten wurden entweder nur nach konventionellen Kriterien behandelt oder zusätzlich ein PCT-Test zur Therapieplanung herangezogen. Es stellte sich heraus, dass Erkrankungen der Atemwege mit PCT-Werten unter 0,1 ng/ml höchstwahrscheinlich nicht bakteriellen Ursprungs sind und somit keiner antibiotischen Behandlung bedürfen. Bei mehr als 50 Prozent der Teilnehmer konnte deshalb auf eine Antibiotikaverordnung verzichtet werden, was im Vergleich zur Kontrollgruppe weder Einfluss auf die Krankheitsdauer noch Komplikationsrate hatte. war

Quelle: Ärztezeitung, Meldungen vom 4. und 10.11.2008

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