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Deutsches Gesundheitssystem rutscht ins Mittelmaß ab

BERLIN (ks). Das deutsche Gesundheitssystem rutscht beim Vergleich mit anderen europäischen Systemen langsam aber beständig ab. Nach dem aktuellen Europa-Gesundheitskonsumenten-Index (EHCI), der vergangene Woche in Brüssel veröffentlicht wurde, belegt Deutschland den sechsten Platz von 31 Ländern. Angeführt wird die Rangliste von den Niederlanden, gefolgt von Dänemark, Österreich (Sieger 2007), Luxemburg und Schweden.

Seit 2005 nimmt der Informationsdienstleister Health Consumer Powerhouse (HCP) jährlich die europäischen Gesundheitssysteme unter die Lupe; im Mittelpunkt seines EHCI steht dabei die Konsumentenfreundlichkeit. Deutschland startete damals mit einem dritten Platz, rutschte dann im vergangenen Jahr auf den fünften Platz und rangiert nun an sechster Stelle des Rankings. Punkte werden in sechs Kategorien mit insgesamt 34 Leistungsindikatoren vergeben. Die Analyse umfasst die Bereiche Patientenrechte und Patienteninformation, E-Health, Wartezeiten, medizinische Ergebnisse, Umfang und Reichweite des geleisteten Services sowie Arzneimittel. Deutschland erreichte dabei 740 von möglichen 1000 Punkten. Der Gewinner Holland konnte 839 Punkte erzielen. Noch deutlicher als Deutschland verlor insbesondere Frankreich an Boden. Frankreich war 2006 noch Sieger, belegte 2007 Platz 3 und ist nun auf den zehnten Rang abgerutscht. Schlusslichter des Rankings sind Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien und Lettland.

Nach Auffassung der Studienautoren hinkt Deutschland vor allem bei der Stärkung der Eigenverantwortung der Patienten hinterher. Auch im Bereich E-Health sieht es hierzulande nicht rosig aus – allerdings konnten in dieser Kategorie von den 31 untersuchten Ländern überhaupt nur Dänemark, die Niederlande und Großbritannien überzeugen. Dagegen erzielte Deutschland bei den Wartezeiten zusammen mit Luxemburg und der Schweiz vorbildliche Ergebnisse. "Deutschland sollte sein Hauptaugenmerk auf die Patientenrechte und Patienteninformation legen und die nicht allzu positiven medizinischen Ergebnisse verbessern. Wenn Qualität Teil des nationalen Selbstverständnisses ist, ist es schwer zu verstehen, warum es beim Gesundheitssystem anders sein sollte", sagt Dr. Arne Björnberg, Forschungsleiter des EHCI. Er vermutet unter anderem die hohe Anzahl kleiner nicht spezialisierter Krankenhäuser als Grund dafür, dass die medizinischen Outcomes nur Mittelmaß erreichen. Auch bei der Mammografie sehen die Studienautoren Defizite – insbesondere wird eine unzureichende Information der Frauen beklagt. "Sehr überraschend" sei zudem, dass ein so reiches Land wie Deutschland bei Umfang und Reichweite des geleisteten Services genauso schlecht abschneidet wie Lettland, bemerkt HCP-Präsident Johan Hjertqvist.

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