Arzneimittel und Therapie

5-HT4-Agonist Prucaloprid steigert die Darmmotilität

In einer klinischen Studie führte der 5-HT4-Agonist Prucaloprid bei Patienten mit schwerer Obstipation zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden. Diese Studie wurde 1998 durchgeführt, aber erst 2008 veröffentlicht. Ein Kommentator weist kritisch auf den langen Zeitintervall zwischen der Untersuchung vor knapp zehn Jahren und der heutigen Publikation der Daten hin und fordert weitere Studien, um Wirksamkeit und Sicherheit des Arzneistoffs aktuell einschätzen zu können.

Prucaloprid (Resolor™; noch nicht im Handel) ist ein selektiver 5-HT4-Rezeptoragonist mit prokinetischer Wirkung. Er führt zu einer Steigerung der Darmmotilität und verstärkt die motorische Aktivität des Darms. Im Gegensatz zu Cisaprid, das aufgrund seiner kardialen Nebenwirkungen vom Markt genommen wurde, scheint Prucaloprid selektiv zu wirken und keine kardiovaskulären Effekte aufzuweisen. In einer multizentrischen und placebokontrollierten Phase-III-Studie wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Prucaloprid genauer untersucht.

Beginn der Studie 1998

An der zwischen 1998 und 1999 durchgeführten Studie nahmen 620 Patienten teil, die unter einer schweren Obstipation litten, oft quälende Nebenwirkung einer Opiattherapie. Sie waren seit mindestens sechs Monaten chronisch verstopft, klagten über harten Stuhl und hatten lediglich zwei oder weniger Darmentleerungen pro Woche, die von den Betroffenen häufig als unvollständig empfunden wurden.

Die Probanden wurden drei Gruppen zugeteilt und erhielten während zwölf Wochen entweder täglich ein Placebo oder 2 mg beziehungsweise 4 mg Prucaloprid. Der primäre Studienendpunkt war der Anteil der Patienten, die wöchentlich drei oder mehr spontane Darmentleerungen hatten. Sekundäre Studienendpunkte betrafen unter anderem die Lebensqualität und die Sicherheit der Therapie.

Das primäre Studienziel wurde von 12% der Probanden der Placebogruppe und von 28,4% (2 mg Prucaloprid) bzw. 30,9% (4 mg Prucaloprid) der Verumgruppe erreicht (p < 0,001 für beide Verumgruppen).

Auch bei den weiteren Studienendpunkten wie etwa der Patientenzufriedenheit wurden in den Verumgruppen signifikant bessere Ergebnisse erzielt als in der Vergleichsgruppe. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Kopfschmerzen und gastrointestinale Beschwerden. Es wurden keine kardialen Effekte festgestellt.

Publikation 2008

Aufgrund dieser Ergebnisse schätzt ein Studienautor Prucaloprid als wirksames und sicheres Mittel bei chronischer Verstopfung ein und fordert die Durchführung umfangreicher Studien, um langfristige Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten zu erhalten. Ein Kommentator der Studie bezweifelt allerdings, ob eine zwölfwöchige Einnahme die Sicherheit eines Medikaments belegen kann und weist auf einen weiteren diskussionswürdigen Punkt hin – die enorme Zeitspanne zwischen der Durchführung der Studie und ihrer Publikation.

In der Tat zeigt ein Blick in das Studienregister des US National Institute of Health (s. Kasten), dass alle Untersuchungen zu Prucaloprid relativ alt sind. Die 13 aufgeführten Studien wurden zwischen 1995 und 2000 durchgeführt, als Sponsor tritt ausschließlich die belgische Firma Movetis auf.


Quelle

Camilleri, M., et al.: A placebo-controlled trial of prucalopride for severe chronic constipation. N Engl J Med 358, 2344-54 (2008).

Moss A.: The long and short of a constipation-reducing medication. N Engl J Med 358, 2402-2403 (2008).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

www.clinicalTrials.gov

Im Studienregister des US National Institute of Health werden derzeit etwa 61.000 Studien aus 157 Ländern aufgeführt. Suchfunktionen, die auch miteinander verknüpft werden können, erleichtern das Auffinden. So kann unter anderem nach Ländern, Krankheiten, Wirkstoffen, Wirkstoffgruppen, Nummer der Studie und Sponsoren gesucht werden. Weitere Eingrenzungen nach Art der Studie, Altersgruppen, Rekrutierung etc. sind möglich. Farbliche Hinweise auf einer Weltkarte zeigen die Studienorte an. Der Aufbau der einzelnen Studien ist luzide und ausführlich dargestellt und lässt sich in verschiedenen Versionen (Textversion, tabellarische Darstellung, Hinweise auf verwandte Studien) anzeigen. Zusätzlich sind Informationen zum Sinn und Zweck klinischer Studien und ein ausführliches Glossar abrufbar.

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