Arzneimittel und Therapie

Eradikation verhindert Rezidive beim Magenkarzinom

In den westlichen Industrieländern hat die Magenkarzinom-Inzidenz in den letzten Jahren stark abgenommen. Dieser weltweit zu beobachtende Rückgang der Magenkrebserkrankungen wird vorwiegend auf das Erkennen und Vermeiden von Risikofaktoren zurückgeführt, zu denen auch eine Infektion mit Helicobacter pylori zählt. Eine aktuelle japanische Studie zeigte jetzt, dass die Eradikation von Helicobacter pylori nach einer Magenkrebsoperation ein erneutes Auftreten des Tumors weitgehend verhindern kann.

Somit ist für das Magenkarzinom einmal mehr ein Zusammenhang zwischen der Tumorentstehung und einer Infektion mit Helicobacter pylori bestätigt.

Neuausbruch der Erkrankung weitgehend verringern

Nahezu alle Nicht-Kardia Magenkarzinome (Kardia = Mageneingang) entwickeln sich auf der Basis einer Infektion mit Helicobacter pylori. In experimentellen Tierstudien konnte gezeigt werden, dass durch die Eradikation des Keims das Entstehen von Magentumoren verhindert werden kann. Weniger eindeutig waren entsprechende Ergebnisse klinischer Studien, die nur teilweise einen Präventionseffekt durch die Ausrottung des Keims zeigen konnten. Daher wurde in Japan erneut eine randomisierte, kontrollierte Studie konzipiert und durchgeführt. An der Studie nahmen 544 Patienten teil, die an einem Magenkarzinom in einem frühen Stadium erkrankt waren. Nach der endoskopischen Entfernung des Tumors erhielt die Hälfte der Patienten eine antibiotische Therapie zur Eradikation von Helicobacter pylori (eine Woche lang zweimal täglich 30 mg Lansoprazol, 750 mg Amoxicillin und 200 mg Clarithromycin). Alle Patienten wurden in regelmäßigen Abständen (nach 6, 12, 24 und 36 Monaten) endoskopisch untersucht, um festzustellen, ob sich ein neuer metachroner Magentumor (metachron = zu verschiedenen Zeiten auftretend) entwickelt hatte. Darunter versteht man ein Karzinom, das sich nach der Operation eines ersten Tumors entwickelt hat, jedoch nicht aus diesem ersten Tumor: er entwickelt sich an anderer Stelle im Magen neu. Der primäre Studienendpunkt war das erneute Auftreten eines Magenkarzinoms

Salz und Helicobacter pylori

Die Magenkrebsinzidenz ist in östlichen Ländern besonders hoch. Dies hängt unter anderem mit dem hohen Salzgehalt der dortigen traditionellen Ernährungsgewohnheiten zusammen. Eine Infektion mit Helicobacter pylori gilt als etablierter Risikofaktor, ist aber kein ausreichender Grund für die Entwicklung eines Magenkrebses. Es scheint, dass der Konsum von gesalzenen Lebensmitteln das Risiko einer H.-pylori-Infektion erhöht. Schäden der Magenschleimhaut, die durch Salz und gesalzene Nahrung induziert werden, erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer persistierenden Infektion mit H. pylori. Das heißt, Salz und H. pylori wirken synergistisch bei der Entwicklung eines Magentumors.

Weniger metachrone Tumore

Der Keim konnte bei 203 (75%) Patienten erfolgreich ausgeschaltet werden. Bei zwölf (5%) Probanden der Vergleichsgruppe heilte die Infektion spontan ab. Innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von drei Jahren wurde bei neun Patienten der Interventionsgruppe und bei 24 Patienten der Vergleichsgruppe ein metachrones Magenkarzinom diagnostiziert. Somit konnte durch die antibiotische Therapie das Risiko eines neuen Tumors um etwa zwei Drittel gesenkt werden. In der gesamten Intention-to-treat-Population betrug die Odds Ratio für ein metachrones Magenkarzinom 0,353 zugunsten der Eradikation. In der modifizierten Intention-to-treat-Population (unter Berücksichtigung der Studienabbrüche) betrug die Odds ratio 0,339.


Quelle

Kazutoshi F., et al.: Effect of eradication of helicobacter pylori on incidence of metachronous gastric carcinoma after endoscopic resection of early gastric cancer: an open-label, randomised controlled trial. Lancet 372, 392-397 (2008).

Tsugane, S., et al.: Salt and salted food intake and subsequent risk of gastric cancer among middle-aged Japanese men and women. British Journal of Cancer 90, 128-134 (2004).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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