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Neue Datenbank für Schwangerschaft und Stillzeit

BERLIN (ks). Seit vergangener Woche gibt es eine neue Online-Datenbank zur Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft und Stillzeit. Sie wurde im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums vom Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum (PVZ) für Embryonaltoxikologie und dem Labor für Online-Learning der Technischen Fachhochschule in Berlin erstellt und kann unter www.arzneimittel-in-der-schwangerschaft.de aufgerufen werden.

Schwangere und Stillende sind von jeher eine besondere Personengruppe in der Arzneimitteltherapie. Klinische Studien an ihnen verbieten sich von selbst. Wie Medikamente bei ihnen wirken, zeigt sich zumeist erst bei deren Anwendung. Dies führt zu Unsicherheiten – zum Teil mit schweren Folgen, wie der parlamentarische Staatssekretär im BMG, Rolf Schwanitz, bei der Vorstellung der neuen Datenbank am 16. Oktober betonte. Sei es, weil schwangere oder stillende Frauen das Risiko von Arzneimitteln überschätzen und die Therapie gänzlich verweigern, oder aber weil sie die Medikamente trotz bestehender Risiken einnehmen. Insofern, so Schwanitz, habe die neue Datenbank eine hohe präventivmedizinische Bedeutung. In dem frei zugänglichen Online-Informationsangebot können sich Ärzte, Pharmazeuten, aber auch Laien in leicht verständlicher Form über den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zur Wirkung und zu Risiken von Medikamenten während Schwangerschaft und Stillzeit informieren. Zurzeit sind auf der Website Angaben zu 240 Substanzen verfügbar – bis zum Jahresende sollen es bis zu 360 sein "Laien, insbesondere schwangeren oder stillenden Frauen, kann die Datenbank eine erste Orientierung geben", sagte Schwanitz, "sie ersetzt aber keinesfalls das Gespräch mit dem Arzt."

Weitere Informationen erwünscht

Das neue Angebot versteht sich als lernendes System der Pharmakovigilanz. Neben den auf der Website bereits zu findenden Informationen werden die Nutzer aufgefordert, dem interaktiven Programm eigene Erfahrungen zu berichten. Dr. Christof Schaefer vom PVZ Embryonaltoxikologie betonte, dass die neue Datenbank deutlich über die bislang verfügbaren Informationen hinausgehe. So fänden sich etwa in der roten Liste oder auf dem Beipackzettel zumeist nur kurze Informationen zur Schwangerschaft und Stillzeit, die häufig fehlinterpretiert würden. In der jetzt verfügbaren Datenbank kann man über die Eingabe des Wirkstoff- oder Handelsnamens oder über eine Krankheitenliste weitergehende Informationen finden. Beantwortet wird sowohl die Frage, ob ein Medikament einer Schwangeren oder Stillenden verordnet werden darf, als auch die, was zu tun ist, wenn die Schwangere oder Stillende das Medikament bereits eingenommen hat. Schaefer erhofft sich nun eine rege Nutzung der neuen Internet-Plattform und damit weiteren Erkenntnisgewinn. Auch Apotheker sind ausdrücklich aufgerufen, sich an der Weiterentwicklung der Datenbank zu beteiligen. Schaefer betonte, dass bei schwierigen Fragen stets der Kontakt zum Institut selbst gesucht werden sollte – die Datenbank solle nicht den Eindruck vermitteln, sämtliche Probleme seien einfach zu lösen.

Die neue Datenbank ist Teil des Aktionsplans zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit 2008/2009, den das BMG im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat.

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