Prisma

Medizin muss nicht bitter sein

"Medizin muss bitter schmecken, damit sie wirkt", sagte man früher Kindern, um sie zur Einnahme entsprechender Arzneien zu bewegen. Stimmt gar nicht, sagen nun amerikanische Wissenschaftler. Sie meinen, dass bittere Arzneimittel möglicherweise sogar schlechter resorbiert werden.

Die Geschmacksempfindung bitter wird über den so genannten Typ-2Geschmacksrezeptor (T2R) vermittelt. Wie ein Team um Timothy Osborne von der Universität Kalifornien nun festgestellt hat, kommt dieser Rezeptor nicht nur auf der Zunge, sondern auch im Darm auf enteroendokrinen Zellen vor. Er erfüllt dort offenbar dieselbe Funktion wie im Mund: Er bewertet den Geschmack "bitter" als Warnsignal vor pflanzlichen Giften. Im Darm setzt er dann Mechanismen in Gang, die zu einer verminderten Resorption der bitteren Substanz führen. Osborne untersuchte bei Tieren an und für sich den Einfluss unterschiedlicher Ernährungsgewohnheiten auf die Aktivität von T2R. Das Ergebnis lässt sich seiner Ansicht nach aber möglicherweise auf Arzneimittel übertragen. Ein bitterer Geschmack könnte ihre Wirkung beeinträchtigen, befürchtet Osborne. ral


Quelle: Jeon, T.-I. et al.: J. Clin. Invest, Online-Vorabpublikation: DOI: 10.1172/JCI36461

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