DPhG-Jahrestagung

Die Pharmazie stellt sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

In seinem Plenarvortrag "Arzneimittelqualität und -innovation im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Kostendruck" legte Prof. Dr. Peter Kleinebudde vom Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Universität Düsseldorf seine Gedanken zu aktuellen und künftigen Entwicklungen in der Pharmazie dar.

Peter Kleinebudde

Prognosen zu künftigen Entwicklungen auf dem Arzneimittelsektor sind nach Kleinebuddes Ansicht sehr schwierig, denn die Entwicklung auch in anderen Wissenschaften habe gezeigt, dass vieles früher für unmöglich gehalten wurde, was heute möglich ist, wogegen vieles für möglich gehalten wurde, was sich bis heute nicht verwirklichen lässt.

Die Ursachen für derartige Fehlprognosen seien mannigfaltig: Das eigene Fachgebiet wird überbewertet, Entwicklungszeiten werden zu kurz eingeschätzt, vorhandene Techniken viel länger genutzt, als man es meistens erwartet. Auch mangele es an Vorstellungskraft, was überhaupt alles möglich sei. Wer hätte beispielsweise vor 100 Jahren, als man noch nicht einmal den Aufbau der DNA kannte, geglaubt, dass man eines Tages Mikroorganismen dazu bringen kann, Arzneistoffe zu produzieren? Oder dass es derartig viele Möglichkeiten der Kontrazeption geben wird? Auch die derzeitige demographische Entwicklung konnte wohl niemand vorhersehen.

Das Arzneimittel als Ganzes sehen

Zum Thema Arzneimittelinnovationen betonte Kleinebudde, dass zu einer Innovation nicht nur die neue Substanz, sondern viele andere Komponenten beitragen. Zum Nachlesen empfahl er die Innovationsleitlinie der DPhG (siehe Kasten), die exzellent darstelle, was unter Arzneimittelinnovationen zu verstehen ist.

Die Pharmazie als Querschnittswissenschaft

Nach Kleinebuddes Ansicht befinden sich die pharmazeutischen Wissenschaften noch zu sehr in einer Defensivstellung gegenüber ihrer Umwelt – sowohl innerhalb der Fakultät als auch in der Gesellschaft oder im internationalen Vergleich. Denke man darüber nach, worin die Bedeutung der Pharmazie bestehe oder ob sie vielleicht sogar überflüssig sei, müsse man sich vor Augen halten, dass es sich um eine Querschnittswissenschaft handelt. "Es ist faszinierend, welche Breite unser Fach aufweist", betonte Kleinebudde. Nach seiner Ansicht besteht die Rechtfertigung für die Pharmazie in der Bezogenheit auf den Patienten. Ohne diese Bezogenheit sei sie praktisch überflüssig: "Egal wie weit wir in den Grundlagen stecken – im Fokus muss der Patient stehen!"

Zu viele pharmazeutische Institute in Deutschland?

Kleinebudde beklagte, dass es an den pharmazeutischen Instituten in Deutschland zum Teil immer weniger Vielfalt, dafür aber reichlich Konformität gebe. Eine Ursache dafür sieht er in der relativ großen Zahl von pharmazeutischen Instituten: "Bei 22 Standorten, von denen jeder nicht groß ist, arbeiten wir uns in der Lehre und in der Verwaltung an Dingen ab, wo wir schlagkräftiger sein könnten, wenn wir weniger, aber große pharmazeutische Einrichtungen hätten."

Größere Institute – mit 25 bis 30 Professuren – brächten die Pharmazie nach Kleinebuddes Meinung in eine Position, die ihr mit den "großen Fächern" Chemie, Physik, Biologie eine Diskussion in Augenhöhe ermöglichen könnte – eine Ansicht, die im Auditorium nicht unwidersprochen blieb.

cb

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