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Mit offenen Augen in die Zukunft

BONN (hb). Den Herausforderungen an die Pharmazie im 21. Jahrhundert war die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) gewidmet. Die Themen reichten von den Anforderungen an die moderne industrielle Pharmaforschung über neue Infektions- und Tropenkrankheiten, spezielle Aspekte der Raumfahrtmedizin und -pharmazie bis hin zu neuen Therapieoptionen auf dem Gebiet der zellulären Ersatztherapie, der antiviralen Antiinfektiva, möglichen RNA-Targets für Oligonukleotide und unkonventionellen Therapiekonzepten in Form von Substanzen, die an G-Protein-gekoppelten Rezeptoren angreifen. Darüber hinaus wurden die Gefahren des Rauchens und Passivrauchens beleuchtet.

Tagungspräsident Prof. Dr. Harald Schweim, der an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität den Lehrstuhl für Drug Regulatory Affairs innehat, verwies in seiner Begrüßungsansprache an die rund 600 Teilnehmer auf die Bedeutung der DPhG. Mit knapp 150 Jahren ist sie nicht nur die zweitälteste, sondern mit einer Mitgliederzahl von annähernd 10.000 derzeit auch die drittgrößte Fachgesellschaft Deutschlands. Dass dies auch in Zukunft so bleiben wird, macht Schweim vor allem an dem großen Zuspruch fest, den die Tagung, die in diesem Jahr vom 8. bis 10. Oktober in Bonn stattfand, wieder einmal seitens der jungen Nachwuchswissenschaftler gefunden hat. Schweim an die jungen Wissenschaftler: "Wir brauchen Sie ganz besonders."

Wissenschaftsstadt Bonn

Der Bürgermeister der Bundesstadt Bonn Helmut Joisten hob anerkennend hervor, dass die DPhG-Fachtagung nicht nur Themen aufgegriffen hat, die ausschließlich für Fachleute geeignet sind. So hätten auch interessierte Bonner Bürger die Gelegenheit genutzt, an dem Vorsymposium über die Geschichte der Pharmazie in Bonn teilzunehmen. Den derzeitigen Ausbau als Wissenschaftsstandort nannte Joisten eine wichtige Säule für Bonn, mit der Universität als dem zweitgrößten Arbeitgeber der Stadt. Als besondere Errungenschaften führte er das neue Forschungszentrum auf dem Venusberg mit einem Investitionsvolumen von 60 Mio. Euro an, wie auch das kürzlich gegründete Pharma-Zentrum, das erste interdisziplinäre Zentrum auf diesem Gebiet an einer deutschen Universität. Außerdem arbeitet Bonn, das nach dem Hauptstadtwechsel weiterhin zahlreiche Bundeseinrichtungen und Behörden sowie immerhin fünf Bundesministerien beherbergt, tatkräftig an ihrem Profil als UN- und internationale Stadt.

Bonner Pharmazie steht gut da

Der Rektor der Universität Prof. Dr. Mattias Winniger hält die Bonner Pharmazie im Kontext der Universität für sehr gut positioniert. Winniger erwähnte in diesem Zusammenhang den außerordentlich nachgefragten Weiterbildungsstudiengang Drug Regulatory Affairs und die zahlreichen Graduiertenkollegs. Ähnlich äußerte sich der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Prof. Dr. Armin Cremers, der die Pharmazie als interdisziplinäres Fach als "klein, aber fein" titulierte. Auch er verwies auf den Weiterbildungsstudiengang "Drug Regulatory Affairs", eine, wie Cremers meint, "richtige Investition", sowie darüber hinaus auf die erste Professur für Klinische Pharmazie, die einzige Professur für Pharmazeutische Mikrobiologie an einer deutschen Universität, wie auch das Pharmazentrum als interdisziplinäres Projekt gemeinsam mit der pharmazeutischen Industrie und anderen Beteiligten. Als nächstes soll nun ein neuer Master-Studiengang "Arzneimittelforschung – Drug Research" etabliert werden. Die Pharmazeuten könnten stolz darauf sein, so Cremers, diesen Aufstieg aus eigener Kraft geschafft zu haben.

Die DPhG weiterprofessionalisieren

Auf den Tag genau vor 25 Jahren war die letzte Jahresversammlung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn eröffnet worden, so erinnerte DPhG-Präsident Manfred Schubert-Zsilavecz in seinen Begrüßungsworten. Er lobte die Bonner Pharmazie, die mit dem "überaus aktuellen" Programm der diesjährigen Jahrestagung zum Ausdruck bringe, dass sie die Herausforderungen des 21ten Jahrhunderts voll angenommen hat. So auch die DPhG selbst, wie deren Präsident meint, nicht nur durch die nachdrückliche Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, sondern auch durch die Bereitschaft, sich immer wieder in aktuelle Fragen einzumischen. Um in Zukunft noch besser bestehen zu können, muss die DPhG jedoch nach seiner Auffassung noch um einiges weiter professionalisiert werden.

Die DAZ berichtet in ihrer nächsten Ausgabe über die Inhalte der Plenarvorträge und über den Nachmittag der Offizinpharmazie der DPhG-Jahrestagung.

Pharmazentrum Bonn

Die Initiative des Pharmazentrums Bonn verfolgt das Ziel, interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf dem Gebiet der Pharmaforschung durchzuführen. Das Forschungs-Spektrum umfasst die Entwicklung neuer Pharmaka, die Untersuchung von Wirkmechanismen, sowie die Erforschung und Entwicklung experimenteller Therapieansätze. Um die Grundlagenforschung effizient in neuartige Arzneimittel und Therapien umzusetzen, stellt das Pharma-Zentrum strategische Verbindungen sowohl zwischen biomedizinischer Grundlagenforschung an der Universität Bonn und außeruniversitären Institutionen (CAESAR, Max-Planck-Gesellschaft, Helmholtz-Forschungszentren) als auch zur pharmazeutischen Industrie und zum Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) her. Darüber hinaus soll die Kooperation mit Nachbaruniversitäten (Aachen-Bonn-Cologne-Düsseldorf/ABCD-Hochschulregion,) und die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich, dem Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns, Köln, und dem Fraunhofer-Institut in St. Augustin verbessert werden.

Nähere Informationen: www.pharmazentrum.uni-bonn.de

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