Arzneimittel und Therapie

Nasales Fentanyl sorgt für rasche Schmerzlinderung

Deutlich rascher als bei den bisherigen Darreichungsformen setzt die schmerzlindernde Wirkung von Fentanyl bei der intranasalen Applikation ein. Tumorpatienten mit Durchbruchschmerzen kann so innerhalb von Minuten geholfen werden.

Ja nach Krankheitsstadium leiden bis zu 80% der Tumorpatienten unter Durchbruchschmerzen und das insbesondere, wenn sie eine Basistherapie mit retardierten Opioiden erhalten. Die Schmerzattacken treten meist mehrmals täglich auf, dabei zeitlich aber völlig unvorhersehbar. Sie erreichen normalerweise innerhalb von nur drei Minuten ihr Maximum und halten rund eine halbe Stunde lang an. Das macht die Behandlung schwierig, da eine sehr rasch einsetzende, aber nur kurzfristig anhaltende Schmerzlinderung gefragt ist.

Durch die Verabreichung von oralem Morphin lässt sich diese nur bedingt realisieren. Denn dessen Wirkung setzt erst nach etwa 30 bis 40 Minuten ein, hält aber rund vier Stunden an. Deutlich günstiger ist bei Durchbruchschmerzen hingegen die Kinetik von oralem transmukosalem Fentanylcitrat (OTFC, Actiq®). Dessen Wirkung tritt innerhalb von nur 15 Minuten ein und das Präparat erreicht bereits nach 20 bis 40 Minuten sein Wirkmaximum. Die Wirkdauer ist zudem mit zwei Stunden deutlich kürzer als bei oralem Morphin. Allerdings ergeben sich bei vielen Tumorpatienten Limitationen der Anwendung infolge einer Mundtrockenheit.

Erfolgreiche Phase-II-Studie bei intranasaler Gabe

Von einem solchen Phänomen unabhängig ist die intranasale Applikation von Fentanyl, die außerdem hinsichtlich der Geschwindigkeit des Wirkeintritts und der Wirkdauer noch günstiger bei Durchbruchschmerzen ist als die orale transmukosale Gabe. Die Verabreichung über die Nase bietet sich für Fentanyl an, dessen analgetische Potenz rund einhunderfach höher ist als diejenige von oralem Morphin. Denn die Nasenschleimhaut ist gut durchblutet und gut durchlässig für lipophile Substanzen. Es kommt dadurch zu einer raschen Wirkstoffaufnahme und zu einer schnellen Schmerzlinderung. Das haben erste Phase-II-Studien bei Patienten mit postoperativen Schmerzen nach zahnärztlichen Eingriffen dokumentiert.

Die vorliegenden pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Daten belegen einen Wirkeintritt bei intranasaler Gabe nach nur sieben Minuten, wobei alle Patienten nach elf Minuten einen spürbaren schmerzlindernden Effekt angaben. Nach nur 13 Minuten erreicht die Medikation demnach ihr Maximum und die Wirkdauer wurde mit durchschnittlich 56 Minuten ermittelt.

Die Daten wurden inzwischen in einer Doppelblindstudie bei 138 Patienten mit stabilem Tumor-Dauerschmerz und Durchbruchschmerzen (mindestens drei Attacken pro Woche und maximal vier Schmerzattacken pro Tag) bestätigt. Dabei zeigte sich eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung mit Responderraten je nach Dosierung (50, 100 oder 200 µg) von 30, 46 und 54%, wobei die klinische Wirksamkeit bei allen drei Dosierungen jeweils Placebo signifikant überlegen war.

Die Medikation wurde allgemein gut vertragen, unerwartete Nebenwirkungen traten nicht auf. Problematisch können gegenüber anderen Darreichungsformen aber Infektionen im Nasen-Rachen-Raum sein, bei deren Vorliegen von einer deutlichen Variabilität der Wirksamkeit auszugehen ist. Für die intranasale Applikation von Fentanyl spricht andererseits die einfache und vor allem nicht-invasive Anwendung als Nasenspray.


Quelle

Dr. Uwe Junker, Remscheid; Dr. Frank Elsner, Aachen: Symposium "Therapie von Durchbruchschmerz – heute und morgen", Wiesbaden, 26. September 2008, veranstaltet von der Nycomed Deutschland GmbH, Konstanz


Christine Vetter, Medizinjournalistin

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