Arzneimittel und Therapie

Chondroprotektivaenttäuschen erneut

Glucosamin und Chondroitinsulfat scheinen nach den Ergebnissen einer neuen Studie weder alleine noch in Kombination die Progression einer Kniegelenkarthrose aufhalten zu können. Darauf deuten Gelenkspaltmessungen hin, die sowohl unter den Chondroprotektiva als auch unter Placebo und Celecoxib ähnliche Werte ergaben.

Nach wie vor ist umstritten, ob eine Kniegelenkarthrose erfolgreich mit Chondroprotektiva behandelt werden kann. Um das Potenzial der chondroprotektiven Therapie besser bewerten zu können, wurde mit Unterstützung des National Institut of Health in den USA die Glucosamine/chondroitin Arthritis Intervention Trial (GAIT) durchgeführt, deren Ergebnisse im Februar 2006 veröffentlicht wurden. Damals zeichnete sich lediglich in einer kleinen Subgruppe von mit Glucosamin plus Chondroitinsulfat behandelten Patienten eine im Vergleich zu Placebo bessere Schmerzlinderung ab. Die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Anschlussstudie können dagegen keinen Beleg dafür liefern, dass Chondroprotektiva die Progression der Gonarthrose bei diesen Patienten stoppen können.

Etwa 1600 Teilnehmer mit einer Ostearthrose des Knies hatten randomisiert über 24 Wochen täglich entweder

  • 1500 mg Glucosamin oder
  • 1200 mg Chondroitinsulfat oder
  • eine Kombination aus 1500 mg Glucosamin plus 1200 mg Chondroitinsulfat oder
  • 200 mg Celecoxib oder
  • Placebo

erhalten.

Erwartungsgemäß ließen die Schmerzen unter der Celecoxib-Behandlung nach, doch in den drei mit Chondroprotektiva behandelten Patientengruppen ließ sich keine signifikante Schmerzreduktion feststellen. Lediglich die Analyse einer Subgruppe von Patienten mit moderaten bis schweren Schmerzen zeigte unter der Kombination von Glucosamin und Chondroitinsulfat eine im Vergleich zu Placebo signifikant bessere Schmerzlinderung. Um die Relevanz dieser im Februar 2006 veröffentlichten Ergebnisse besser beurteilen zu können, wurde eine Anschlussstudie mit den 572 GAIT-Teilnehmern der Subgruppe durchgeführt. Die Patienten wurden 18 Monate weiterbehandelt. Mithilfe einer Gelenkspaltmessung wurde untersucht, ob und unter welcher Behandlung die Zerstörung des Gelenkknorpels aufgehalten werden kann. Aufgrund der Ergebnisse anderer großer Studien war bei ungebremstem Fortschreiten der Erkrankung eine Verengung des Gelenkspalts in der Placebo-Gruppe von 0,4 mm erwartet worden. Ein Verlust von 0,2 mm sollte schon als Beleg für eine verzögerte Krankheitsprogression dienen. Doch in allen fünf Gruppen lagen die Werte unter 0,2 mm. Unter der kombinierten Behandlung von Chondroitinsulfat plus Glucosamin lag er mit 0,194 mm sogar über den Werten der Placebo- (0,166 mm) und der Celecoxib-Gruppe (0,111 mm). Die Unterschiede waren jedoch in keinem Fall statistisch signifikant. Nun wird gerätselt, ob der fehlende Unterschied zwischen Placebo sowie Celecoxib auf der einen Seite und den Chondroprotektiva auf der anderen Seite die Folge einer unerwartet guten Placebowirkung sind. Eine Antwort auf diese Frage können nur weitere Studien geben.


Quelle

Sawitzke AD et al.: The effect of glucosamine and/or chondroitin sulfate on the progression of knee osteoarthritis: A report from the glucosamin/chondroitin arthritis intervention trial. Arthritis & Rheumatism, 2008; 58: 3283-3191


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