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Nervosität im Pharmagroßhandel

FRANKFURT/MAIN (ks). Die Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) hat zwischen dem 1. September und dem 30. November 2007 einen Konzernumsatz von 968,3 Mio. Euro erzielt. Wie das Unternehmen am 18. Januar mitteilte, sind dies 7,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Rohertrag ist im selben Zeitraum allerdings nur um 3,8 Prozent auf 55,4 Mio. Euro angestiegen. Der Pharmahändler macht den "starken Konditionenwettbewerb" in Deutschland hierfür verantwortlich.

Der Arzneimittelmarkt hat in den vergangenen Monaten zwar deutlich angezogen – die vollsortierten Pharmagroßhändler profitieren davon allerdings nur begrenzt. Auch wenn die Anzag noch ein größeres Umsatzplus zu verzeichnen hatte als ihre direkte Konkurrenz – hier lag das Plus bei durchschnittlich 6,5 Prozent – ist der Pharmahändler besorgt. Denn der Anteil der Direktbelieferungen der Hersteller an die Apotheken ist inzwischen auf 17 Prozent angestiegen, im Vorjahreszeitraum lag er noch bei 15,1 Prozent. Während das Direktgeschäft umsatzbezogen um 22,9 Prozent zunahm, war das Marktwachstum beim Pharmagroßhandel mit 6,5 Prozent deutlich schwächer ausgeprägt. Vor allem hochpreisige Produkte mit attraktiven Margen würden zunehmend direkt vom Hersteller bezogen, hieß es bei der Anzag.

Kann der vollsortierte Großhandel bestehen?

Anzag-Chef Dr. Thomas Trümper, der zugleich dem Grossisten-Verband Phagro vorsitzt, sieht den vollsortierten Großhandel angesichts dieser Entwicklung in Gefahr: "Aktuell verspüren wir zwar eine lebhaftere Nachfrage, jedoch ist der Markt in Deutschland weiterhin sehr nervös. Wenn der Trend zur Direktbelieferung weiter anhält, müssen wir uns fragen, ob wir unsere selbst auferlegte Verpflichtung, ein Vollsortiment zu führen, und ein umfangreiches Leistungsspektrum zur Unterstützung der Apotheke aufrecht erhalten können." Trümper geht davon aus, dass auch der Wettbewerb unter den Arzneimittel-Herstellern weiter an Schärfe gewinnen wird. Sinkende Preise in wesentlichen Sortimentsbereichen und die vermehrte Abgabe niedrigpreisiger Medikamente würden sich dabei auch unmittelbar auf die Erträge des Großhandels auswirken. Weil der Abgabepreis der Hersteller an Großhandel und Apotheken gleich ist, werde die Direktbelieferung insbesondere bei hochpreisigen Präparaten begünstigt und voraussichtlich weiter zunehmen. Trümper: "Wir erwarten, dass der Ertragsdruck im deutschen Pharmagroßhandel weiter anhalten wird. Um ihn abzufedern, setzt die Anzag auf die politischen Diskussionen. Ein Schlüssel liegt weiterhin in der ständigen Optimierung der Prozesse."

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