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"Bilder der Forschung 2008"

MÜNCHEN (diz/fo). Am 17. September wurde auf der Praterinsel in München einer der größten deutschen Preise für Wissenschaftsfotografie, "Bilder der Forschung 2008", verliehen. Seit 2005 zeichnen das Nachrichtenmagazin Focus und der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) Fotografen aus, denen es auf beeindruckende Weise gelungen ist, Forschung und Wissenschaft anschaulich zu vermitteln.

Der Preis für herausragende Wissenschaftsfotografien ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert. An der vierten Ausschreibung von "Bilder der Forschung" beteiligten sich 92 Fotografen mit rund 400 eingereichten Bildern. Dabei spiegeln die eingereichten Fotografien die Vielfalt der Forschungswelt wider. Sie reichen von mechanischen Torjägern bis zum Baumstamm im Kernspintomographen – von Forschern in Seifenblasen bis zu Beinprothesen beim Kampfsport.

Den ersten Preis in der Kategorie "Faszination Forschung" gewann Martin Oeggerli. Der Schweizer Wissenschaftler und Fotograf forscht an der Universität Basel in der Molekularbiologie und fotografiert seit 2002. Sein Siegerbild "Caulobacter crescentus" zeigt Wasserbakterien: Diese produzieren, wie viele Bakterienarten, bei der Vermehrung eine einfache Kopie von sich selbst. Die Bakterie Caulobacter crescentus allerdings teilt sich in zwei asymmetrische Tochterzellen. Diese können sich auf unterschiedliche Weise entwickeln und flexibel ihrer Umgebung anpassen. Gelingt eine Entschlüsselung der Bakterie, könnten vielleicht einfache lebende Systeme erstellt werden, die spezifischen Anforderungen gerecht werden können. Die Jury sieht auf diesem Bild aus dem Raster-Elektronen-Mikroskop einen wissenschaftlich höchst interessanten Vorgang, der dem menschlichen Auge eigentlich verborgen bleibt. Die faszinierende Welt der Bakterien wird durch die feinsinnige Kolorierung wie die Einstellung eines Science-Fiction- Films inszeniert.

In der Kategorie "Gesichter der Forschung" sprach die Jury dem freiberuflichen Bildjournalisten Marc Steinmetz aus Hamburg den ersten Preis zu. Sein Siegerfoto zeigt einen Lichtmesser, ein weltweit einzigartiger Roboter der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Braunschweig. Dieser misst Lichtquellen und legt so die Standards für industrielle Messeinrichtungen fest. Seine drei gelenkigen Roboterarme von je 6,5 Metern Länge richten die Lichtquelle aus und messen nacheinander Lichtstärke sowie Lichtfarbe in verschiedenen Positionen. Die Jury: "Die Ambivalenz des Forschers in der Rolle als Schöpfer der Maschine und in der Rolle des Zuschauers wird durch die gelungene Bildkomposition sichtbar."

Mit dem Bild einer 3-D Projektion der Stuttgarter Stiftskirche gewann der Waiblinger Fotograf Gottfried Stoppel den Publikumspreis des Wettbewerbs. Tausende User von FOCUS Online ließen sich von seiner im blauen Licht schimmernden Darstellung des Innenraums der Kirche begeistern. Mehr als 230.000 Mal wurde insgesamt unter den besten Fotografien bei der Publikumsabstimmung auf FOCUS Online ausgewählt. Im Fraunhofer-Institut Stuttgart-Vaihingen arbeiten Wissenschaftler daran, die Genauigkeit von 3D-Projektionen zu perfektionieren. Das Foto spannt einen Bogen vom Kirchenbau der Gotik bis zum neuesten Stand der Darstellungstechnik im 21. Jahrhundert.

Focus-Chefredakteur Helmut Markwort erläutert: "Auch im vierten Jahr setzt sich die Erfolgsgeschichte von ‚Bilder der Forschung’ fort. Die Zahl der Teilnehmer und die Aufmerksamkeit des Publikums zeigen, dass der in Deutschland einzigartige Wettbewerb zu einer festen Institution für Wissenschaftler und Fotografen geworden ist, die die Faszination für Forschung in die Öffentlichkeit tragen. Die Blicke hinter die Labortüren offenbaren eine Mischung aus faszinierenden Zukunftsvisionen der Forschung und unerwarteten Darstellungen bekannter Phänomene."

Dr. Wolfgang Plischke, Vorstandsvorsitzender des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e. V. (VFA), erklärte: "Diese Bilder lassen uns selbst zu Forschern werden. Sie inspirieren uns, die Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Was zunächst nur ein faszinierendes Bild ist, erzählt bei näherem Hinsehen eine Geschichte über die Geheimnisse der Welt, die uns umgibt und die Arbeit und die Ideen, die Forscher in die Entdeckung dieser Geheimnisse stecken."

Der Jury gehörten in diesem Jahr an: Nina Ruge (Journalistin und Studienrätin für Biologie und Deutsch), Dr. Joachim Bublath (Physiker und Fernsehmoderator), Dr. Wolfgang Plischke (Vorstandsvorsitzender des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA), Rüdiger Schrader (Leiter der FOCUS-Bildredaktion), Stephan Jansen (Leiter des dpa-Bildbüros Bayern), Martin Kunz (FOCUS-Ressortleiter Forschung & Technik) und Hubertus Hamm (Fotograf).

Den Festvortrag hielt der Schriftsteller Frank Schätzing ("Der Schwarm", "Lautlos"). Er regte in seiner kurzweiligen Ansprache, ausgehend von der ersten "wissenschaftlichen Fotografie", nämlich Loriots Steinlaus, dazu an, Bilder genauer zu betrachten und das Faszinierende an der Wissenschaftsfotografie zu entdecken.

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