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Arzneimittelversorgung – mit Sicherheit

Es ist der letzte Apothekertag vor der großen Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs Anfang nächsten Jahres, der Entscheidung, in der es um das Fremd- und Mehrbesitzverbot geht, die das Apothekenwesen in der jetzigen Form und die Pharmazie in Deutschland, so wie sie heute ist, entweder stärken oder grundlegend verändern wird. Sollte nämlich Fremd- und Mehrbesitzverbot in Deutschland zugelassen werden, könnte es gut sein, dass der nächstjährige Apothekertag anders ablaufen wird – wenn beispielsweise Konzerne oder Großhandlungen Eigentümer von Apotheken sind. Ob diese Apothekeninhaber dann noch Mitglied der ABDA sind bzw. sein können, darf bezweifelt werden. Doch hier soll nicht geunkt werden. Noch ist es nicht so weit und vielleicht, vermutlich und hoffentlich wird es auch so weit nicht kommen. Die Apotheker haben gute Karten, dass der EuGH dem Liberalisierungsgedanken der Europäischen Kommission nicht um jeden Preis folgt. Denn auch der EuGH sieht: Es gibt ein höheres Gut, das Vorrang vor Wettbewerb und Kommerz hat: der Gesundheitsschutz des Verbrauchers. Und dieser Gesundheitsschutz ist besser aufgehoben in der unabhängigen inhabergeführten Apotheke, in unserem bestehenden Apothekensystem – und nicht dort, wo Konzern- und Shareholder-value-Interessen das Sagen haben.

Der diesjährige Apothekertag steht unter dem Motto " Arzneimittelversorgung – mit Sicherheit". Genau das gilt es den am Apothekertag anwesenden Politikern und der Öffentlichkeit zu vermitteln: Die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch die heutige Form der öffentlichen Apotheke ist sicher. In einzelnen Arbeitskreisen wird die Arzneimittelversorgung von verschiedenen Seiten beleuchtet, beispielsweise welche Herausforderungen infolge der Bevölkerungsentwicklung zu bewältigen sind. Die Gesellschaft wird immer älter, die Multimorbidität und Polypragmasie nimmt zu. Wie können dies Ärzte, Apotheker und Kostenträger in Zukunft bewältigen?

Der Apothekertag befasst sich des Weiteren mit Erfahrungsberichten und Lösungsansätzen zu diesem Thema, mit präventivem Verbraucherschutz, mit patientennahen und individualisierten Versorgungsansätzen, der unabhängigen Beratung und vielen weiteren Aspekten.

Hoffen wir, dass der Politik und der Öffentlichkeit die hohe Qualität und Sicherheit der heutigen Arzneimittelversorgung vermittelt werden kann. Hoffen wir, dass die Politik die entstehenden Gefahren erkennt und versteht, was es bedeutet, wenn Arzneimittel über die Pick-up-Stellen von dm, Schlecker & Co. vertrieben werden. Und hoffen wir, dass vor allem auch wir selbst die Qualität der Arzneimittelversorgung durch eine optimale Beratung tagtäglich stärken. Leider müssen die Kolleginnen und Kollegen, die dies bereits tun, immer wieder gegen solche Kolleginnen und Kollegen ankämpfen, die beispielsweise glauben, Wettbewerb bestehe in der Ausgabe von 5-Euro-Gutscheinen und in der Durchführung anderer negativer Marketingaktionen. Wenn Kunden pro eingelöstes Rezept einen Gutschein von bis zu 5 Euro erhalten und diesen dann für den Kauf anderer Waren einsetzen können, dann ist dies "Shoppen auf Rezept". Das kann auch den Krankenkassen nicht gefallen. Denn der Missbrauch von Rezepten liegt nahe. Da wundert es nicht, wenn die Kassen und die Politik davon ausgehen, dass immer noch zu viel Luft im System ist. Für die anstehenden Verhandlungen zur Senkung des Zwangsrabatts ist dies kontraproduktiv.

Die DAZ wird auf DAZonline (www.deutsche-apotheker-zeitung.de) täglich von den wichtigsten Ergebnissen des Apothekertags berichten. Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der nächsten DAZ.

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Zu diesem Heft: Unser Titelbeitrag befasst sich mit dem Thema Kommissionierautomaten für Apotheken. Für viele Apotheken sind die Apothekenroboter aus der täglichen Praxis bereits nicht mehr wegzudenken. Viele tragen sich mit dem Gedanken, einen Automaten anzuschaffen. Diesen will der Artikel einige Anhaltspunkte und Entscheidungshilfen geben. Der Markt der Kommissionieranbieter ist groß. Wir stellen beispielhaft einige vor. Ein Berater sagt, worauf es ankommt, ein Apotheker berichtet von seinen Erfahrungen bei der Anschaffung und ein Steuerberater durchleuchtet die Anschaffungskosten.

Unser zweiter Hauptbericht stellt die Arbeit der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker vor. Der Bericht gibt einen Einblick in die wertvolle Arbeit dieser Kommission für die Arzneimittelsicherheit. Die Kommission ist ein Aushängeschild für die Arbeit aller Apotheken in punkto Verbraucherschutz. Die Arbeit der Kommission sollte viel häufiger auch in der Öffentlichkeit gewürdigt und dargestellt werden. Ganz im Sinne des ApothekertagMottos: Arzneimittelversorgung – mit Sicherheit.


Peter Ditzel

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