Arzneimittel und Therapie

Myrtol verflüssigt zähen Schleim

Die Nase ist seit Tagen verstopft, der gesamte Gesichtsbereich schmerzt bis hin zum Kiefer und den Zähnen: Das sind die typischen Symptome einer Sinusitis, einer Entzündung der Nasennebenhöhlen. Zusammen mit dem banalen Schnupfen ist die Sinusitis eine der häufigsten Erkrankungen der Atemwege. Die wichtigsten Maßnahmen in der Selbstmedikation sind Nasentropfen und pflanzliche Mukolytika.
Bei Entzündungen der Schleimhäute kommt es zum Verlust der Zilien. Dadurch wird der Sekrettransport verlangsamt oder kommt völlig zum Erliegen. Myrtol kann die Zilienfunktion verbessern und wirkt dadurch sekretolytisch.
Grafik: Pohl Boskamp

Typisch für eine akute Sinusitis sind ein Druckgefühl und ein pochender Schmerz über den Wangenknochen, zwischen den Augen und über der Stirn. Der Schmerz verstärkt sich, wenn der Kopf nach unten gebeugt wird. Hinzu kommt häufig Ausfluss aus der Nase, oft mit Beimischung von Eiter.

Entzündung der Nasennebenhöhlen

Während beim Schnupfen vor allem die Nasenschleimhäute betroffen sind, dehnt sich eine Sinusitis auch auf die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen aus.

Die Nasennebenhöhlen gehören zu dem filigranen System aus luftgefüllten Hohlräumen, das unseren Gesichtsschädel durchzieht. Zu ihnen gehören zwei Stirn-, zwei Kiefer- und Keilbeinhöhlen sowie die Siebbeinzellen zwischen den Augenhöhlen. Kleine Öffnungen und Gänge verbinden sie mit der Nasenhöhle. Die Nebenhöhlen sind mit Schleimhaut ausgekleidet.

Bei einer Infektion schwellen diese Schleimhäute an und verengen die Öffnungen der Nebenhöhlen. Es kommt zu Belüftungsstörungen, und das Sekret kann nicht mehr abfließen.

Breiten sich außerdem Bakterien in den Nebenhöhlen aus, kann eine eitrige Sinusitis entstehen, erkennbar am eitrig-gelben Nasensekret. Bakterielle Entzündungen der Nebenhöhlenschleimhaut entstehen oft im Anschluss an einen viralen Schnupfen.

Virale Erreger zu Beginn

Wie der Schnupfen wird auch eine akute Sinusitis zunächst vor allem durch Viren wie Rhino-, Influenza- und Parainfluenzaviren ausgelöst. Nur bei 2 bis 3% sind zu Beginn Bakterien die Ursache, zum Beispiel Streptococcus pneumoniae, Hämophilus influenzae und Moraxella catarrhalis. 50% bis 80% der akuten Sinusitiden heilen spontan gut aus. Ist das nicht innerhalb von fünf bis zehn Tagen der Fall, haben sich wahrscheinlich Bakterien auf den geschädigten Schleimhäuten festgesetzt.

Ab acht bis zwölf Wochen Beschwerdedauer spricht man von einer chronischen Sinusitis. Hier sind die Symptome oftmals weniger gravierend ausgeprägt, im Vordergrund stehen die verstopfte Nase und die unspezifischen Kopfschmerzen.

Antibiotika sind erst nach einer Woche sinnvoll

Bei der akuten Sinusitis ist eine Therapie mit Antibiotika erst nach etwa sieben bis zehn Tagen sinnvoll, wenn die Beschwerden zunehmen oder wenn hohes Fieber auftritt. Eingesetzt werden vor allem Penicillin und Amoxicillin, mit oder ohne Clavulansäure, außerdem werden wegen der Resistenzentwicklung Cephalosporine und auch Tetracycline verwendet.

Bei einer hartnäckigen chronischen Sinusitis kann ein operativer Eingriff notwendig werden, um einen organisch erschwerten Schleimabfluss zu ermöglichen.

Nasentropfen mit Glucocorticoiden

Im Anfangsstadium kann eine Sinusitis mit verschiedenen Mitteln der Selbstmedikation behandelt werden. An erster Stelle stehen abschwellende Nasentropfen, durch die eine ausreichende Belüftung der Nebenhöhlen und der Sekretabfluss gewährleistet wird.

Zu Beginn einer Sinusitis werden vom Arzt heute auch immer häufiger Nasensprays mit Glucocorticoiden verschrieben, welche die Entzündungsreaktion verringern und dadurch die Heilung fördern. Hierfür eingesetzte Substanzen wie Mometason und Fluticason sind lokal gut wirksam und nur gering bioverfügbar.

Chemische Schleimlöser

Ebenso wichtig wie abschwellende und entzündungshemmende Mittel sind chemische und pflanzliche Expektoranzien, die den zähen Schleim in den Atemwegen lösen und seinen Abtransport fördern. Expektoranzien werden häufig auch unterstützend zu einer Antibiotikatherapie eingesetzt.

Sie stimulieren unter anderem die Tätigkeit des Flimmerepithels, das die respiratorische Schleimhaut in den Bronchien bedeckt. Dessen zarte Zilien transportieren auf ihrer mit einem viskösen Sekret bedeckten Oberfläche eingeatmete Fremdkörper und Erreger in Richtung Rachen, wo sie verschluckt werden.

Chemisch definierte schleimlösende Mittel sind Ambroxol, Bromhexin und Acetylcystein. Diese Stoffe werden in den aktuellen Leitlinien der AWMF, der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, nicht empfohlen, weil "für den Nutzen dieser Therapie keinerlei Evidenz vorliegt".

Wirksame pflanzliche Expektoranzien

Besser werden dort pflanzliche Sekretolytika beurteilt. So wurde für Myrtol (in Gelomyrtol®) und Sinupret® , einem chemisch nicht definierten Extrakt aus fünf Phytopräparaten, in klinischen Prüfungen eine sekretionssteigernde Wirkung und eine Wirksamkeit bei akuter Sinusitis gezeigt. Beide Phytopräparate eignen sich zusätzlich zu Nasentropfen und Antibiotika zur Behandlung einer akuten Sinusitis.

Myrtol verbessert Funktion der Zilien

Myrtol steigert unter anderem die Schlagfrequenz der Zilien und fördert den Abtransport des zähen Schleims aus den Atemwegen. Die Substanz verbessert die Symptome einer Sinusitis und reduziert die Notwendigkeit einer antibiotischen Begleittherapie. Myrtol ist auch für Schwangere und Kinder geeignet. Möglicherweise wirkt es zusätzlich entzündungshemmend.

Im Gegensatz zur akuten Sinusitis wird die Studienlage zum Einsatz dieser Phytopharmaka bei der chronischen Sinusitis in den Leitlinien als nicht ausreichend beurteilt.

 

Quelle

 Stefan Titzrath, Hamburg; Prof. Dr. Hans Behrbohm, Berlin; Dr. Throsten Zehlicke, Hamburg: Fachpressekonferenz Gelomyrtol® forte, Hamburg, 28. August 2008, veranstaltet von der G. Pohl Boskamp GmbH & Co. KG, Hohenlockstedt.

 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Leitlinie zur Therapie der Sinusitis. www.leitlinien.net 

 


 

hel

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