Arzneimittel und Therapie

Lebensbedrohliche Pankreatitis unter Exenatid

Schon im Oktober 2007 informierte FDA über das Auftreten einer akuten Pankreatitis bei 30 Typ-2-Diabetikern unter einer Exenatid-Behandlung. Inzwischen wurden der FDA sechs weitere Fälle gemeldet, zwei davon mit tödlichem Ausgang. Vor Kurzem hatte auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft auf die Problematik hingewiesen. Patienten sollen bei Auftreten von akuten Bauchschmerzen mit oder ohne Übelkeit und Erbrechen sofort einen Arzt aufsuchen. Bei Pankreatitisverdacht muss Exenatid (Byetta®) sofort abgesetzt werden.

Exenatid ist ein Analogon des Glucagon-like-Peptide 1 (GLP-1), eines Darmhormons, das in Abhängigkeit der Glucose-Konzentration im Blut die Insulinsynthese und Insulinsekretion steigert. Die Glucagon-Sekretion in der Leber wird unterdrückt. Bei Typ-2-Diabetikern, die mit einer oralen antidiabetischen Therapie nicht optimal einzustellen sind, kann auf die zweimal tägliche subkutane Injektion von Exenatid zusätzlich zu Metformin und/oder einen Sulfonylharnstoffpräparat zurückgegriffen werden.

Die im Oktober 2007 herausgegebene Warnung der FDA bezog sich auf 30 Fälle einer akuten Pankreatitis, bei denen es sich jedoch um keine hämorrhagischen oder nekrotisierenden Verlaufsformen gehandelt haben soll. Jetzt berichtet die FDA über sechs Patienten mit einer akuten hämorrhagischen oder nekrotisierenden Pankreatitis. Alle Patienten mussten stationär behandelt werden, zwei von ihnen starben. In den deutschen Fachinformationen werden seltene Spontanberichte einer akuten Pankreatitis erwähnt, auf die schweren Verlaufsformen "akute hämorrhagische Pankreatitis oder "akute nekrotisierende Pankreatitis" wird jedoch nicht verwiesen. Auch wird eine akute Pankreatitis in der Anamnese nicht als Kontraindikation für Exenatid aufgeführt. Die FDA empfiehlt allerdings, solche Patienten nicht mit Exenatid zu behandeln.

Auf Anfrage der DAZ teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit, dass in der Datenbank des BfArM aus dem Zeitraum seit Zulassung von Byetta® im November 2006 bis jetzt insgesamt 16 Berichte über Verdachtsfälle einer Pankreatitis im Zusammenhang mit der Anwendung von Byetta vorliegen. In sieben dieser Berichte ist als Nebenwirkungsbegriff "akute Pankreatitis" angegeben, in den anderen Berichten lediglich "Pankreatitis". Pankreatitiden mit tödlichen Verlauf sind dem BfArM bisher aus Deutschland nicht berichtet worden.

Die Produktinformation von Byetta® enthalte bereits seit der Zulassung im Abschnitt "Warnhinweise" eine Information über das Risiko für das Auftreten und frühe Symptome einer Pankreatitis, über die der behandelnde Arzt den Patienten informieren sollte. Entsprechendes und Hinweise auf das notwendige Beenden der Einnahme sind auch in der Packungsbeilage von Byetta® enthalten. "Pankretatitis" ist auch im Abschnitt "Nebenwirkungen" aufgeführt. Byetta® hat eine zentrale europäische Zulassung, so das BfArM. Die in der EU für Pharmakovigilanz zuständigen Gremien und Arbeitsgruppen würden sich deshalb mit dem aktuellen Kenntnisstand zu dem genannten Risiko bei Anwendung von Byetta® befassen und eine neue Bewertung vornehmen.

 

Quelle 

FDA Update 18. August 2008 Exenatide (marketed als Byetta) Information 
 


 

du

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