Arzneimittel und Therapie

Neuer nicht-nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor

Die Europäische Arzneimittelbehörde hat die Zulassung für Etravirin (Intelence®) erteilt. Etravirin ist ein neuer nicht-nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NNRTI), der auch noch bei NNRTI-Resistenzen wirkt. Etravirin ist für therapieerfahrene Patienten in Kombination mit einem geboosterten Proteaseinhibitor und anderen antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung von Infektionen mit dem Immundefizienzvirus 1 zugelassen.

Nicht-nukleosidanaloge Inhibitoren wie Efavirenz, Nevirapin und nun Etravirin hemmen die viruseigene Reverse Transkriptase. Die Blockierung dieses Enzyms führt zum Abbruch der Übersetzung der genetischen Information des Virus von RNA in DNA. Dies bedeutet, dass neue Zellen vor einer Infektion geschützt und weitere Infektionszyklen verhindert werden. Zwischen den bisher zugelassenen nicht-nukleosidanalogen Reverse-Transkriptase-Hemmern besteht eine 100%ige Kreuzresistenz. Das bedeutet, dass gegen Viren, die auf die eine Substanz unempfindlich geworden sind, auch die anderen aus dieser Substanzklasse nicht mehr wirken. In Studien erwies sich Etravirin in vielen Fällen wirksam gegen Viren mit einer Resistenz gegen bisher zugelassene Arzneistoffe dieser Medikamentenklasse und scheint damit einen echten Fortschritt in der HIV-Therapie darzustellen. Allerdings wurde Etravirin bisher nur an einer kleinen Patientenzahl und über eine kurze Zeit geprüft.

Die Zulassung von Etravirin beruht auf Studien, in denen Patienten nach einem vorangestellten sechswöchigen Screening entweder Etravirin 200 mg zweimal täglich (n = 599) oder Placebo (n = 604) erhielten, jeweils in Kombination mit geboostertem Darunavir und optimierten NRTIs sowie optional dem Fusionshemmer Enfuvirtid. Es wurden gezielt Patienten mit mindestens einer NNRTI-Resistenz eingeschlossen; bei 70% waren zwei oder mehr Resistenzen gegen die Substanzklasse der NNRTIs nachweisbar. Eine Viruslast von weniger als 50 Kopien/ml (Nachweisgrenze) bildete den primären Endpunkt der Studie nach 24 Wochen. Die gepoolte Analyse der Daten nach 24 Wochen ergab, dass im Etravirin-Arm im Vergleich mit der Kontrollgruppe deutlich mehr Patienten eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze erreichten. Zudem konnte ein signifikanter Anstieg der CD4 Zellzahl im Vergleich zur Baseline beobachtet werden. Etravirin wurde allgemein gut vertragen. Häufig berichtete Nebenwirkungen sind – vor allem zu Behandlungsbeginn – Diarrhö, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Visusstörungen, Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten. Der für die NNRTI-Klasse typische Hautausschlag trat häufiger auf, dann aber in der Regel leicht bis moderat und nach etwa zwei Wochen abklingend.


Quelle

Madruga, J.V.; et al.: Efficacy and safety of TMC125 (etravirine) in treatment-experienced HIV-1-infected patients in DUET-1. Lancet. 2007; 370: 29 – 38.

Lazzarin, A.; et al.: Efficacy and safety of TMC125 (etravirine) in treatment-experienced HIV-1-infected patients in DUET-2. Lancet 2007; 370: 39 – 48.

Pressemitteilung von Tibotec, a Division of Janssen-Cilag, vom 1. September 2008.


ck

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