Arzneimittel und Therapie

Drospirenon und niedrig dosiertes Ethinylestradiol

24vier: Das ist der Verhütungsrhythmus eines neuen niedrig dosierten Kontrazeptivums, das ab 1. September 2008 zur Verfügung steht: Yaz® enthält 3 mg Drospirenon in Kombination mit 20 µg Ethinylestradiol. Die Anwenderinnen beginnen die Einnahme mit 24 hormonhaltigen Tabletten und beenden den 28-tägigen Zyklus mit vier hormonfreien Tabletten. Dieser neue Verhütungsrhythmus soll die antimineralocorticoide und antiandrogene Wirkung von Drospirenon bis in das verkürzte hormonfreie Intervall verlängern und Hormonschwankungen verringern.

21 Tage eine hormonhaltige Pille, sieben Tage eine hormonfreie Pille oder keine Pille: Das ist der übliche Einnahmezyklus bei oralen Kontrazeptiva. Anders bei der neuen, niedrig dosierten Pille Yaz® , die 20 µg Ethinylestradiol und 3 mg Drospirenon enthält. Hier lautet die Devise 24vier, sprich 24 Tage eine hormonhaltige Tablette, vier Tage eine hormonfreie Tablette: Eine Packung enthält 24 hellrosa gefärbte wirkstoffhaltige Tabletten sowie vier weiße Placebotabletten. Die Tabletten sollten jeden Tag etwa zur gleichen Zeit in der auf der Blisterpackung angegebenen Reihenfolge über 28 Tage durchgehend eingenommen werden. Eine Abbruchblutung setzt üblicherweise zwei bis drei Tage nach Einnahmebeginn der Placebotablette ein und kann noch andauern, wenn mit der Einnahme der nächsten Packung begonnen wird. Mit dem neuen Präparat wird die antiandrogene und antimineralocorticoide Wirkung für drei weitere Tage verlängert, das hormonfreie Intervall verkürzt. Das neue Regime geht mit einer hohen kontrazeptiven Sicherheit und einer sehr guten Zykluskontrolle einher. Der Pearl-Index wird mit 0,41 bei perfekter Anwendung bis 0,8 bei typischem Gebrauch angegeben und ist damit mit den bereits verfügbaren, niedrig-dosierten oralen Kontrazeptiva vergleichbar. Mehr als 90% der Frauen haben regelmäßige Entzugsblutungen; deren Intensität liegt bei 88% zwischen "spottings" und "normal". Bei mehr als 80% der Frauen tritt keine Zwischenblutung auf.

Kontrazeptive und nicht-kontrazeptive Aspekte

Mit dem neuen Präparat können Frauen nicht nur wirksam verhüten. Das verkürzte hormonfreie Intervall hat auch einen günstigen Effekt auf die prämenstruelle dysphorische Störung, unter der 3 bis 8% der Frauen Monat für Monat leiden und die mit weit ausgeprägteren psychischen und physischen Symptomen verbunden ist als das deutlich häufigere prämenstruelle Syndrom. In einem Parallelgruppenvergleich zwischen dem 24/4-Einnahmezyklus und Placebo lag der Anteil der Frauen mit prämenstrueller dysphorischer Störung, bei denen die Symptome um mindestens 50% reduziert werden konnten, unter Yaz® bei 48%, unter Placebo bei 36%. Vom verkürzten hormonfreien Intervall verspricht man sich zudem einen Rückgang an Hormonentzugssymptomen wie Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen oder Brustspannen. Es konnte gezeigt werden, dass unter einem 24/4-Regime die Estradiolschwankungen im Vergleich zu einem 21/7-Rhythmus schwächer ausfallen.

Günstige Wirkungen auf Hautprobleme

Das neue Kontrazeptivum ist zudem eine Option für Frauen mit moderater Akne. In zwei multizentrischen, randomisierten placebokontrollierten Studien über einen Zeitraum von sechs Monaten führte das Kombinationspräparat im Vergleich zu Placebo zu einer klinisch und statistisch signifikant stärkeren Verminderung entzündlicher und nicht-entzündlicher Akneläsionen der Haut. In den USA ist Yaz® seit April 2006 auf dem Mark, im Oktober 2006 erhielt es in den USA als erstes orales Kontrazeptivum die Zulassung zur Behandlung der emotionalen und körperlichen Symptome der prämenstruellen Dysphorie. Seit Januar 2007 ist es darüber hinaus in den USA zur Behandlung von Akne zugelassen. Auch in Europa strebt Bayer Schering Pharma die Zulassung für die Indikationen Akne und prämenstruelle Dysphorie an.

 

Quelle

Prof. Dr. Thomas Rabe, Heidelberg; Prof. Dr. Johannes Bitzer, Basel: Neuer Verhütungsrhythmus mit Zusatznutzen, Köln, 12. August 2008, veranstaltet von der Bayer Vital GmbH, Leverkusen.

Fachinformation Yaz, Stand Juli 2008.

 


Apothekerin Dr. Beate Fessler

 

 

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