Arzneimittel und Therapie

Comeback von hochdosiertem Vitamin C?

Vitamin C (Ascorbinsäure) kann zumindest bei Mäusen Wachstum und Gewicht von Tumoren um rund 50% reduzieren. Das ist das Ergebnis einer soeben veröffentlichten Untersuchung. Voraussetzung ist allerdings, dass Vitamin C in hoher Dosierung parenteral verabreicht wird. Die wachstumshemmenden Effekte werden auf prooxidative Eigenschaften des Vitamins zurückgeführt. In hoher Konzentration soll es die Bildung von zytotoxischem Wasserstoffperoxid induzieren, das in der Lage ist, Tumorzellen abzutöten.

Die Idee, mit hohen Dosierungen von Vitamin C Tumorzellen zu bekämpfen, ist nicht neu. In den 1970er Jahren hatte der Nobelpreisträger Linus Pauling die Einnahme von Vitamin C im Grammbereich propagiert. Ein Nutzen der hochdosierten oralen Therapie konnte jedoch nie belegt werden.

Nicht nur anti-, sondern auch prooxidativ

Vitamin C bzw. Ascorbinsäure hat antioxidative Eigenschaften und ist so in der Lage, Zellen vor aggressiven Radikalen zu schützen. In hohen Konzentrationen – die nach oraler Gabe jedoch durch körpereigene Regulationsmechanismen nicht erreicht werden können – wirkt es dagegen prooxidativ. Es induziert die Bildung von zytotoxischem Hydrogenperoxid, das Krebszellen abtöten kann, gesunde Zellen aber nicht schädigt. Entsprechende Belege liegen schon aus In-vitro-Versuchen mit Tumorzelllinien und gesunden Zelllinien vor. In einem weiteren Schritt wurde nun die Wirkung auf drei aggressive Tumorarten bei immundefizienten Mäusen untersucht. Mäuse mit schnellwachsenden Ovarialtumoren, Pankreaskarzinomen oder Glioblastomen erhielten intravenös oder intraperitoneal Vitamin C in einer Konzentration bis zu 4 g/kg Körpergewicht täglich.

Keine Metastasenbildung bei Glioblastom

Das Ergebnis stützt die Hypothese der Forscher: Im Vergleich zu den Tieren, die kein Vitamin C erhalten hatten, reduzierte die Vitamin-C-Injektion Tumorwachstum und Tumorgewicht zwischen 41 und 53%. Bei den Glioblastom-Mäusen konnte darüber hinaus auch die Metastasenbildung verhindert werden: Während sich bei rund einem Drittel der Kontrolltiere die Glioblastomzellen in anderen Organen ansiedelten, wurde bei den Vitamin-C-Mäusen keine Ausbreitung der Krebszellen festgestellt.

Option für aussichtslose Fälle?

Ob sich mit hochdosiertem Vitamin C über die Induzierung von Wasserstoffperoxid in der Krebstherapie Erfolge in ähnlichem Ausmaß erzielen lassen können, müssen entsprechende Studien zeigen. Die Autoren hegen die Hoffnung, dass eine hochdosierte parenterale Vitamin-C-Therapie vor allem bei Krebsarten mit schlechter Prognose und limitierten therapeutischen Optionen von Nutzen sein wird.

 

Quelle

Chen Q, Espey MG et al.: Pharmacologic doses of ascorbate act as a prooxidant and decrease growth of aggressive tumor xenografts in mice. Proc. Natl. Acad.Sci. USA 2008, 105: 11037 – 11038.

 


du

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