Arzneimittel und Therapie

Weniger Immunsuppressiva für Transplantat-Empfänger?

Transplantat-Patienten können hoffen. Forscher der Universität von Schleswig-Holstein in Kiel haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Abstoßungsreaktionen unterdrückt werden können. Das zeigen vorläufige Ergebnisse nach Anwendung bei Nierentransplantation. Die Patienten benötigen wohl dank der so erworbenen Transplantattoleranz weniger Immunsuppressiva, ein Patient soll sogar vollständig darauf verzichten können.

Das von der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Fred Fändrich entwickelte Verfahren beruht auf der Entwicklung von maßgeschneiderten regulatorischen Zellen. Dazu werden für Abstoßungsreaktionen verantwortliche Makrophagen des Empfängers mit Zellen des Spenders in Verbindung gebracht und erwerben dabei Eigenschaften, die die Akzeptanz des Transplantats fördern. Sie werden daher auch als transplant acceptance-inducing cells (TAICs) bezeichnet.

Die Forschungen rund um den Einsatz von TAICs bei Organtransplantationen befinden sich noch im Anfangsstadium. Bislang wurden im Rahmen von klinischen Studien 17 Nierentransplantat-Patienten mit dieser Methode behandelt. Zwölf dieser Patienten hatten Transplantate von verstorbenen Spendern erhalten. Nach der Transplantation erhielten sie neben Immunsuppressiva entsprechend präparierte TAICs.

Erst Verzicht auf Steroide, dann auf Sirolimus

Bei zehn von ihnen konnte die immunsuppressive Therapie beginnend in der vierten Woche innerhalb von acht Wochen nach der Transplantation langsam reduziert werden, acht Patienten konnten zunächst vollständig auf Steroide und dann auf Sirolimus verzichten. Bei sechs von ihnen ließ sich auch die Tacrolimus-Dosierung reduzieren, ohne dass es zu Abstoßungsreaktionen kam.

Patient seit acht Monaten ohne Immunsuppressiva

In einem zweiten Teil der Studien wurde der Einsatz von TAICs bei fünf Patienten untersucht, die Nierentransplantate von Lebendspendern erhalten hatten. Sie wurden mit den TAICs schon vor der Transplantation behandelt. In drei Fällen konnte die immunsuppressive Therapie soweit reduziert werden, dass eine niedrig dosierte Tacrolimus-Behandlung zur Verhinderung der Abstoßungsreaktionen ausreichte. Einer der fünf Patienten soll sogar seit acht Monaten vollständig auf Immunsuppressiva verzichten können.

Kontrollierte Studiennotwendig

Diese Ergebnisse sind vielversprechend, auch wenn sie, wie die Autoren betonen, zunächst einmal nur zeigen, dass eine TAIC-Behandlung sicher und klinisch durchführbar ist. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Um zu belegen, dass TAICs tatsächlich für die Erfolge verantwortlich sind, sind Studien mit kontrollierten Vergleichsgruppen notwendig.

 

Quelle

Hutchinson JA et al.: Transplant acceptance-inducing cells as an immune-conditioning therapy in renal transplantation. Transplant International 2008; 21:728-741.

Hutchinson JA et al.: A cell-based approach to the minimization of immunosuppression in renal transplantation. Transplant International 2008; 21: 742-754.

Revolutionary technique could reduce lifelong drugs for transplant patients. EurekAlert press release. 5. August 2008.

 


du

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