Prisma

Placeboeffekt ist geschlechtsabhängig

Tübinger Wissenschaftler haben festgestellt, dass geschlechterspezifische Unterschiede nicht nur bei der Gabe von Wirkstoffen, sondern auch bei der Verabreichung von Placebos eine Rolle spielen.

Forscher um Paul Enck setzten freiwillige Probanden auf einen Drehstuhl, der Übelkeit auslöst. Parallel dazu gaben sie ihnen einen kurzen Geschmacksreiz, wobei sie einer Hälfte sagten, dass ihnen bei dem Geschmack übel würde, die andere Hälfte ohne diese Information ließen. In einem zweiten Versuch wurde der Zusammenhang Drehstuhl – Geschmacksreiz über einen Zeitraum von drei Wochen langsam "erlernt". Während im ersten Versuch Männer stark auf die Information "Übelkeit" reagierten, wurde es in der zweiten Gruppe vor allem den Frauen schlecht. Frauen reagieren eher aus ihrem Erfahrungsschatz heraus, Männer lassen sich eher durch Suggestion beeinflussen, schließen die Studienautoren daraus. Der Placeboeffekt kommt ihrer Ansicht nach somit auf zwei Weisen zustande: Durch Konditionierung, bei der eine frühere Erfahrung mit Medikamenten eine Rolle spielt, und durch aktuelle Erwartungen, die durch suggestive Informationen (z. B. vom Beipackzettel) genährt werden.


ral


Quelle: Enck, P. et al.: Neuron 59, 195 – 206 (2008).

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