Arzneimittel und Therapie

Hormonpflaster bessertSchizophrenie-Symptomatik

Eine transdermale Estradiol-Therapie kann bei Schizophrenie-Patientinnen die antipsychotische Behandlung ergänzen. Ergebnissen einer randomisierten Doppelblindstudie zufolge besserte das Hormonpflaster die Positivsymptomatik, die Patientinnen litten weniger unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen.

Seit Längerem gibt es Hinweise, dass Estrogene neuromodulierende und neuroprotektive Eigenschaften besitzen und sich positiv bei schweren psychischen Erkrankungen wie der Schizophrenie auswirken können. Vor diesem Hintergrund hat eine australische Arbeitsgruppe um Jayashri Kulkarni eine randomisierte Doppelblindstudie mit 102 Schizophrenie-Patientinnen im gebärfähigen Alter durchgeführt. 56 von ihnen erhielten neben der üblichen antipsychotischen Therapie täglich 100 µg transdermales Estradiol über einen Zeitraum von 28 Tagen, 46 ein transdermales Placebo. Die Estradiol-Therapie verbesserte signifikant die Positivsymptomatik (Wahnvorstellungen, Halluzinationen), während die Negativsymptomatik (Affektverflachung, kognitive und motorische Defizite) unbeeinflusst blieb. Nach Ansicht der Autoren gibt es verschiedene Möglichkeiten, über die Estrogen neuro- und psychoprotektiv wirken könnten. Dazu zählen schnell eintretende Estrogenwirkungen (verbesserte Glucoseutilisation, verbesserter Blutfluss) ebenso wie langfristige Auswirkungen auf Genom-Ebene. Möglicherweise lassen sich auch Negativsymptome bessern, wenn die Therapie über einen längeren Zeitraum durchgeführt wird. Darüber hinaus hegen die Autoren die Hoffnung, dass Schizophreni-Patientinnen mit einer Estrogen-Behandlung vor negativen Auswirkungen hormoneller Veränderungen beispielsweise im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder der Menopause geschützt werden können. Auch bei anderen schweren psychischen Erkrankungen könnte die transdermale Estrogen-Therapie eine sinnvolle zusätzliche Therapieoption sein.

 

Quelle

Kulkarni, J.; et al.: Estrogen in severe mental illness. Arch Gen Psychiatry 2008; 65: 955-960.

 


du

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