Arzneimittel und Therapie

Krim-Kongo-Fieber jetzt auch in Griechenland

Im aktuellen Epidemiologischen Bulletin berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) von einem Todesfall durch das Krim-Kongo-Fieber in Griechenland [1]. Bereits vorher waren Berichte über das massive Auftreten von Krankheitsfällen in der Türkei, auch im Urlaubsort Antalya, erschienen [2]. So sollen nach Angaben des türkischen Gesundheitsministeriums in diesem Jahr bereits 23 Personen an der Infektionskrankheit gestorben sein. Seit Anfang 2000 wurden immer wieder Erkrankungen aus Südosteuropa (u. a. aus Albanien, dem Kosovo, Bulgarien und der Türkei) gemeldet.

Der Erreger des Krim-Kongo-Fiebers (CCHF, Crimean-Congo-Haemorrhagic-Fever) ist ein RNA-Virus, das taxonomisch der Gruppe der Arboviren zugeordnet ist. Innerhalb der Gattung Nairovirus gehört es zur Familie der Bunyaviren. 1956 wurde das Virus im damaligen Belgisch-Kongo erstmalig aus menschlichem Blut isoliert. Das Erregerreservoir sind Haus-, vorwiegend aber grasfressende, domestizierte Nutztiere wie Kühe, Schafe, Ziegen und Kamele. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch etwa 2 bis 10 mm große Zecken der Gattung Hyalomma, die vor allem in trockenen Gebieten Mittelasiens und des Mittelmeerraumes heimisch sind. Aber auch bei Kontakt mit infektiösem tierischen Blut oder Fleisch und offensichtlich auch direkt von infizierten Personen (über Urin, Kot; Sexualkontakt; Aerosole) kann der Erreger übertragen werden.

Krankheitsverlauf

Ein plötzlich auftretendes, ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Fieber, Schüttelfrost und starken Augen-, Kopf, Muskel- und Gliederschmerzen setzt nach einer Inkubationszeit von 1 bis 13 Tagen ein. Charakteristisch ist auch eine starke Reizbarkeit der Patienten, die häufig verwirrt, aggressiv und Stimmungsschwankungen unterworfen sind. Typisch sind Rötungen und Schwellungen des Gesichts sowie eine Rötung der Bindehaut und des Rachens. Bei vielen Erkrankten kann es ab dem 3. bis 5. Tag zum Auftreten von Hämorrhagien kommen, in leichten Fällen lediglich Nasen- oder Zahnfleischbluten, in schweren Fällen Bluthusten und -erbrechen, blutige Diarrhö oder Blut im Urin [3]. Die Erkrankung wird daher auch als "Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber" bezeichnet. Im Folgenden kann es zu Leberzellschädigungen bis hin zum Leberversagen kommen. Eine über fünf bis zwölf Tage konstant erhöhte Temperatur (zuweilen biphasisch) und eine meist lang andauernde Rekonvaleszenz kennzeichnen den Krankheitsverlauf. Die Letalität wird – wohl auch in Abhängigkeit von der Virulenz des Virusstammes – mit 2 bis 50% angegeben, der Tod tritt dann durch Multiorganversagen meist in der zweiten Krankheitswoche ein [3].

Diagnostik und Therapie

Unklar ist, ob die Infektion auch inapparent verlaufen kann. Während der akuten Krankheitsphase erfolgt der Virusnachweis durch PCR oder Elektronenmikroskopie, zu einem späteren Zeitpunkt (etwa ab dem 10. Tag) können auch spezifische Antikörper nachgewiesen werden. Eine Differentialdiagnose erlaubt den Ausschluss anderer hämorrhagischer Erkrankungen durch virale oder bakterielle Infektionen.

Eine Impfung gegen die Erkrankung steht nicht zur Verfügung, eine Therapie im Anfangsstadium mit dem Nucleosid-Analogon Ribavirin soll vielfach erfolgreich sein. Zumeist erfolgt eine symptomatische Therapie. Die gesetzlichen Regelungen schreiben für Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod sowie für den direkten oder indirekten Erregernachweis eine Meldepflicht vor (§ 6, Abs. 1 bzw. § 7, Abs. 1 Infektionsschutzgesetz). Darüber hinaus besteht eine Übermittlungspflicht vom Gesundheitsamt an die zuständige oberste Landesgesundheitsbehörde, von dieser an das RKI und von dort an die WHO.

Vorbeugemaßnahmen für den Urlauber

Das Risiko für Touristen stuft das RKI derzeit noch als gering ein. Als wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen eine Infektion wird ein effektiver Zeckenschutz genannt. Zudem sollte der direkte Kontakt mit Nutztieren wie Rindern vermieden werden. Urlaubern, die in die betroffenen Gebiete reisen, wird empfohlen, im Reisegepäck Insektenschutzmittel mitzuführen. Auch geeignete Kleidung kann dazu beitragen, Zeckenstiche ("Zeckenbisse" ist unkorrekt) zu verhindern. Günstig sind helle Kleidungsstücke mit langen Ärmeln und Beinen. Bei Wanderungen im hohen Gras oder Unterholz ist es ratsam, knöchelhohe Schuhe zu tragen und die Hose in die Socken zu stecken. Auch sollte der Körper abends regelmäßig nach Zecken abgesucht werden. Vor dem Entfernen der Hyalomma-Zecke vom Körper (möglichst mit einer geeigneten Pinzette) kann die Zecke mit einem Eis- oder Kältespray durch dreimaliges Aufsprühen "schockgefrostet" werden, so der Rat von Christoph Mauz, Esslinger Fachapotheker für Toxikologie und Ökologie. So wird vermieden, dass die Zecke beim Entfernen ihren infektiösen Mageninhalt in die Wunde entleert. Wichtig ist beim Entfernen auch, dass eine Pinzette immer unter dem Körper am Kopf angesetzt und der Körper der Zecke nicht gequetscht wird [4]. Bei länger andauerndem Fieber ohne klare Ursache sollte immer ein Arzt konsultiert werden.

 

Quelle

[1] www.rki.de: Epidemiologisches Bulletin Nr. 28 vom 11. Juli 2008.

[2] www.rki.de: Epidemiologisches Bulletin Nr. 27 vom 4. Juli 2008.

[3] www.rki.de: Infektionskrankheiten A– Z, Steckbriefe seltener und importierter viraler Erkrankungen, Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber.

[4] Esslinger Zeitung vom 25. Juli 2008.

 


 

 

Dr. Hans-Peter Hanssen, Universität Hamburg, Institut für Pharmazeutische Biologie und Mikrobiologie, Bundesstr. 45, 20146 Hamburg
hans-peter.hanssen@hamburg.de

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