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Ärzte sehen Prävention in Gefahr

BERLIN (ks). Frauen-, Kinder- und Hautärzte sowie Internisten sehen die Vorsorgeleistungen für gesetzlich Krankenversicherte gefährdet: Mit der Einführung der Euro-Gebührenordnung für die vertragsärztliche Versorgung ab dem 1. Januar 2009 wollten die Krankenkassen auch die Leistungsvergütungen im Bereich der Prävention drastisch kürzen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von vier Fachärzteverbänden. Dies gehe aus einem Rundschreiben des Bewertungsausschusses Ärzte an die Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder hervor.

Demnach soll die bisherige Bewertung der Präventionsleistungen auf Initiative des neuen GKV-Spitzenverbandes abgesenkt und durch einen niedrigeren, sogenannten "Orientierungspunktwert" ersetzt werden. Betroffen von dieser Maßnahme wären insbesondere Leistungen von Arztgruppen, die stark in der Prävention von Krankheiten tätig sind. Vor allem Kinder- und Jugendärzten, Gynäkologen aber auch hausärztlich tätigen Internisten, Dermatologen, Urologen sowie Hausärzten könnte durch diese Kürzungen die Existenzgrundlage für die Patientenversorgung entzogen werden – ihr Einkommen könnte sich bis zu einem Drittel verringern, so die Verbände.

Schlechtere Versorgung vorprogrammiert

"Die Pläne der Krankenkassen sind das genaue Gegenteil dessen, was von der Politik gefordert wird. Seit Jahren werden alle Anstrengungen unternommen, um die Menschen für die Gesundheitsvorsorge zu motivieren", kritisierte Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Negative Auswirkungen bei der Versorgung der jährlich mehr als 600.000 Schwangeren erwartet auch der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte Christian Albring. Deutschland habe ein weltweit einmaliges Betreuungssystem bei der Schwangerenvorsorge, das mit sehr viel Personal, medizinischen Einrichtungen und Aufwand verbunden sei. "Sollten Honorare in der geplanten Art und Weise gekürzt werden, dann käme es aufgrund der notwendigen Kostenreduktion in der Praxis zu langen Wartezeiten und in der Konsequenz zu einer deutlich schlechteren Versorgung der Schwangeren in Deutschland", warnte Albring. Statt Honorarkürzungen bei der Prävention vorzunehmen, sollten alle Anstrengungen dahin gehen, die Gesundheitsvorsorge auch finanziell weiter auszubauen.

Kassen wiegeln ab

Die Krankenkassen sehen sich jedoch nicht in der Verantwortung. Dass für die Honorierung der Ärzte nun ein einheitlicher Orientierungspunktwert gelten solle, sei gesetzlich vorgegeben, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz. Die Ärzte selber hätten auf die Honorarreform gedrängt; es nütze nichts, wenn sie jetzt die Krankenkassen zum Sündenbock machten. Auch stehe die Höhe des besagten Punktwerts noch gar nicht fest. Für die Kassen bleibe Prävention eine zentrale Aufgabe, so Lanz. Man sei "interessiert daran, dass sie aus- und nicht zurückgebaut wird".

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