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Apotheker-TÜV

Beatrice Rall

Die Zukunft des pharmazeutischen Berufsstandes liegt in seiner heilberuflichen Ausrichtung. Das wird von Standesvertretern und auch Politikern immer wieder betont und als Gegengewicht zu Versandhandels-Auswüchsen und drohendem Fremdbesitz in die Waagschale geworfen. Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist Fortbildung. Als Apotheker, als PTA und als PKA muss man ständig am Ball bleiben. Dass das noch immer nicht bei allen Kolleginnen und Kollegen angekommen ist, zeigen die regelmäßig schlechten Ergebnisse der Stiftung Warentest, zuletzt das vernichtende Urteil im Juli-Heft, in dem Apotheken eine "miserable Beratungsleistung" attestiert wird. Natürlich, man kann über die "test"-Methoden streiten, kann den Testern mangelndes Augenmaß vorwerfen und zur Verteidigung anbringen, dass es einem Patienten nicht unbedingt etwas nützt, wenn man ihm auch noch die in seltensten Fällen möglicherweise auftretende Nebenwirkung seines Präparates vorbetet. Andererseits muss man einfach zugeben, dass der seit Langem geforderte "Ein-Satz-geht-immer" eben nicht in allen Apotheken geht bzw. kommt. Dass manche Apothekenmitarbeiter ins Schwimmen geraten, wenn sie eine Frage "außer der Reihe" gestellt bekommen und dass es tatsächlich Qualitätsunterschiede in der Beratung von Apotheken gibt. Das kann nicht sein, das darf sogar nicht sein, wenn wir nicht all jenen eine Angriffsfläche bieten wollen, die der Meinung sind, Beratung braucht man nicht, es funktioniert ja auch heute schon ohne.

Daher: Regelmäßige Fortbildung ist Pflicht! Ob sie verpflichtend gemacht und per Zertifikat nachgewiesen werden sollte, wie mittlerweile von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe beschlossen, oder ob man bei der freiwilligen Fortbildung bleibt, steht auf einem anderen Blatt. Ausschlaggebend sollte alleine das Ergebnis sein. Ein Fortbildungszertifikat, das nur dokumentiert, dass man soundso viele Stunden in Vorträgen und Seminaren zugebracht hat, ist eigentlich wertlos. Ob man in diesen Stunden tatsächlich Wissen angesammelt oder nur gemütlich vor sich hingedöst hat, geht daraus nicht hervor. Zertifikate sind gut, aber nur, wenn sie auch überprüft werden. Vielleicht sollte man daher mal über eine Art Apotheker-TÜV nachdenken. Eine Prüfung, z. B. alle fünf Jahre, bei der man nachweisen muss, dass man den aktuellen pharmazeutischen Wissensstand beherrscht. Dieses "TÜV-Siegel" könnte man an die Eingangstür der Apotheke hängen und damit immer wieder aufs Neue zeigen, dass man gute Beratungsqualität mit aktuellem Forschungswissen bietet. Es wäre auch für alle Mütter (Väter), die nach mehreren Jahren der Kinderbetreuung wieder in den Beruf einsteigen wollen, ein guter Nachweis über ihre Fachkenntnisse und somit ein schlagendes Bewerbungsargument.

Wie man sein TÜV-Wissen erlangt, sollte freigestellt sein. Ob man dafür ein Wochenende oder gar eine ganze Woche auf eine Fortbildungsveranstaltung fährt oder seine Abende mit Büchern, Fachzeitschriften, DVDs und im Internet verbringt – wichtig sollte nur sein, dass man etwas lernt und dass das Gelernte aktiv abgefragt werden kann. Wir als DAZ-Redaktion freuen uns natürlich über alle, die zur Interpharm kommen und sich dort fortbilden. Wir wissen aber auch, dass nicht jeder die Zeit dafür findet. Wer dennoch Lust auf ein wenig Interpharm-Feeling hat und sich dabei zu Hause fortbilden möchte, für den bieten wir seit einigen Jahren das Interpharm-Kolleg auf DVD. Die Ausgabe 2008 ist soeben erschienen und umfasst 23 Interpharm-Vorträge zum Anschauen, Lernen und zur zertifizierten Fortbildung. In dieser Ausgabe der DAZ können Sie sich ab S. 59 einen Überblick über die aktuelle DVD verschaffen. Darüber hinaus haben wir auch in dieser Woche wieder versucht, das Wichtigste aus Berufspolitik und Wissenschaft für Sie zusammenzustellen. So finden Sie in DAZ aktuell z. B. ein Interview zum Thema Versandhandel mit dem gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Daniel Bahr (S. 16). In der Rubrik "Arzneimittel und Therapie" stellen wir Ihnen Methylnaltrexon vor, einen neu eingeführten Wirkstoff zur Behandlung der Obstipation unter Opioidtherapie (S. 28). Außerdem berichten wir in dieser Rubrik über neue Forschungsergebnisse in der Krebstherapie. Der Titelbeitrag in dieser Woche beschäftigt sich ab S. 36 mit der Malaria, die als Infektionskrankheit nach wie vor die weltweit größten Auswirkungen hat. Und ganz aktuell dabei sind wir mit unserer Diskussion um das Brustkrebsrisiko unter Gestagentherapie (S. 52).

Machen Sie Ihren privaten Wissens-TÜV mit der DAZ – das geht auch ganz gemütlich auf der Couch. Viel Spaß beim Lesen!


Beatrice Rall

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