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Was uns 2008 erwartet

Peter Ditzel

Womit werden wir uns 2008 beschäftigen müssen? Was sind die Probleme, die in diesem Jahr auf die Pharmazie, auf die Apotheken zukommen werden? Damit uns die Themen nicht unvorbereitet treffen, hier ein kleiner Ausblick auf gesundheits- und berufspolitische Fragen 2008.

Pünktlich zum 1. Januar haben die Krankenkassenverbände den Gesundheitsfonds aus der Wiedervorlage geholt. Die Mehrheit der Kassen lehnt ihn ab, er bedeutet für sie Machtverlust. Zusammen mit Sozialverbänden und dem Deutschen Gewerkschaftsbund fordern sie, die Einführung des Fonds zum 1. Januar 2009 auszusetzen. Und prompt ist die Politik darauf eingestiegen – mit einem Machtwort der Bundeskanzlerin: Es bleibt dabei, der Gesundheitsfonds kommt. Spannend dürfte es allerdings werden, wenn die ersten seriösen Ankündigungen kommen, wie hoch der einheitliche Beitragssatz sein wird. Der Gesundheitsfonds wird uns in diesem Jahr noch öfters begegnen.

Dauerthema elektronische Gesundheitskarte: Wäre es nach unserer Gesundheitsministerin gegangen, hätte die Karte bereits seit 2006 in den Händen aller Versicherten sein sollen. 2008 ist immer noch unsicher, wann sie verteilt wird. Optimisten sprechen von Januar 2009, Pessimisten (oder besser: Realisten) datieren die Einführung eher auf 2010 plus. Mittlerweile scheint die Technik bereits vom Fortschritt überholt zu werden. Nachdem in Großbritannien unlängst der Verlust von 160.000 Patientendaten auf einer zentralen Datenbank bekannt wurde, fordert der NAV Virchow-Bund, der die niedergelassenen Ärzte vertritt, Alternativlösungen zur zentralen Speicherung. Er favorisiert eine USB-Lösung, d. h. Speicherung der Daten auf einer USB-fähigen Karte, bei der der Patient Herr seiner Daten bleibt. Man darf auf die weiteren Entwicklungen gespannt sein.

Wann fällt die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) über das Fremd- und Mehrbesitzverbot? Und vor allem: wie wird er entscheiden? Wer diese zwei Fragen heute beantworten könnte, würde von Celesio, dm-Drogeriemarkt und Schlecker & Co. wohl auf Händen getragen. Allen Prognosen von Marketing-Gurus zum Trotz: Es weiß definitiv keiner, weder wann (irgendwann in diesem Jahr oder Anfang des nächsten Jahres) und schon gar nicht was. Und so wird auch in diesem Jahr das Herbeireden der Kettenapotheken von interessierter Seite weitergehen. Es wird das Aufrüsten von DocMorris, von Franchise-Apotheken, von Kooperationen zunehmen. Der Markt baut Druck auf – in beide Richtungen. Letztendlich muss jeder wissen: Entschieden ist noch nichts, es lohnt sich, für den Erhalt der bewährten Versorgung durch die Individualapotheke zu kämpfen – für unsere Patienten.

Wesentlich näher liegt uns dagegen die Diskussion um eine Novellierung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO). Mit einem ersten Entwurf aus dem Ministerium dürfte in Kürze (etwa im ersten Quartal) zu rechnen sein. Was geändert werden soll, darüber gibt es nur Spekulationen. Was durchsickerte ist: die ApBetrO soll neu gefasst werden, aber spannende Veränderungen seien nicht zu erwarten. Warten wir’s ab. Spannend bleibt, welche Richtung das Ministerium in Sachen "Beratung in der Apotheke" vorgibt und welche Anforderungen hieran geknüpft werden.

Ansonsten: Wir werden in diesem Jahr die Drogeriemärkte und Discounter zu beobachten haben, welche Vorstöße aus ihrer Richtung kommen, wie sie klammheimlich das Arzneimittelsortiment erweitern. Wir werden die Pharmahersteller nicht aus den Augen lassen dürfen: Treiben sie die Direktbelieferungen voran? Werden patentgeschützte (teure) Arzneimittel zunehmend am Großhandel vorbei ausgeliefert – mit allen logistischen Nachteilen und einem immensen Aufwand für die Apotheke? Wir werden weiterhin die Krankenkassen im Visier behalten und darauf achten, welche Beziehungen sie beispielsweise mit Versandapotheken aufbauen, welche Gutscheinaktionen sie unterstützen und nicht zuletzt: wie sich die Rabattverträge weiter entwickeln werden.

Bei all diesen Themen sollten wir aber nicht vergessen: "das Pharmazeutische" muss an erster Stelle kommen! Auch 2008 wird für Sie, für uns wieder ein Fortbildungsjahr. Da stehen vor allem drei Kongresse an, die beiden im Ausland stattfindenden Pharmacons der Bundesapothekerkammer im Februar (Davos) und Mai (Meran) und der größte im Inland stattfindende Pharmazeutenkongress, die Interpharm 2008, in diesem Jahr in Stuttgart vom 18. bis 20. April. Eine Programmübersicht finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 95.

Sie sehen, 2008 wird alles, nur nicht langweilig. Wir werden Sie immer auf dem Laufenden halten und dazu beitragen, dass Sie bestens informiert sind und immer "eine gute Pharmazie machen können".


Peter Ditzel

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