Prisma

Krebszellen haben eine Fernleitung

Tumoren sind in der Lage, andere Krebszellen im Körper selbst über eine lange Distanz hinweg mit Nährstoffen zu versorgen. Sowohl vereinzelt ruhende Krebszellen als auch Metastasen profitieren davon, dass ein Botenstoff des Tumors im Rückenmark die Aussendung von Hilfstruppen zu den entarteten Zellen initiiert.

Dass ein Tumor nicht isoliert wächst, sondern von seiner Umgebung mit Blutgefäßen und Stützgewebe versorgt wird, ist seit Längerem bekannt. Ob die Informationen zum Wachstum jedoch aus dem direkten Umfeld der Krebszelle stammen oder von anderer Stelle durch den gesamten Körper geleitet werden, wollten Wissenschaftler der Universität in Cambridge nun herausfinden. Sie injizierten dazu Mäusen sowohl aggressive als auch inaktive Formen menschlicher Brustkrebszellen. Im Verlauf der Studie entwickelten sich auch aus den normalerweise ruhenden Zellen schnell wachsende Geschwüre, unabhängig davon, wo sie im Körper angesiedelt waren. Unterstützung erhielten sie dabei offensichtlich von Hilfszellen aus dem Rückenmark, die sich selbst in das Stützgewebe um die inaktiven Zellen einlagerten und deren Wachstum anregten. Als Initiator der Hilfsaktion gilt Osteopontin, ein Protein, das normalerweise an der Erhaltung der Knochensubstanz und Immunreaktionen beteiligt ist und in diesem Fall vom Haupttumor als Botenstoff genutzt wird. Das Eiweiß regt im Knochenmark die Aussendung der Helferzellen für "schlafende" Krebszellen an. Sollte sich das Tierexperiment auch auf menschliche Krebsgeschwüre übertragen lassen, ließe sich durch vorzeitiges Abfangen dieser Sendesubstanz die Versorgungskette unter den Krebszellen unterbinden, hoffen die Wissenschaftler.


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Quelle: McAllister, S. et al.: Cell 133, 994 (2008).

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