DAZ aktuell

Für Marktveränderungen gerüstet

(ral). Der Pharmagroßhändler Sanacorp stellt sich auf deutliche Veränderungen im deutschen Apothekenmarkt ein. Wie der Vorstandsvorsitzende Manfred Renner auf der Vertreterversammlung am 21. Juni in München sagte, erwartet Sanacorp zum einen mit Spannung das EuGH-Urteil zum Fremdbesitzverbot, zum anderen geht der Pharmagroßhändler davon aus, dass das seit Längerem diskutierte Direct-To-Pharmacy-Geschäftsmodell (DTP) kommen wird. Angst habe man nicht. "Wir sind auf alle neuen Entwicklungen eingestellt", so Renner.

Renner betonte in seiner Rede, dass man sich nicht an Spekulationen beteiligen wolle, wie der Europäische Gerichtshof in puncto Fremd- und Mehrbesitzverbot entscheiden wird. Auch sei noch völlig ungewiss, wie eine eventuelle Aufhebung des Verbots im deutschen Markt umgesetzt würde. Jedoch sei man mit dem Partnerprogramm "meine Apotheke" für alle Fälle gut gerüstet und "im Zeitplan". "Wir wollen keine Apothekenketten. Wir wollen sie nicht, aber wir fürchten sie auch nicht", meinte Renner. Sollten Apothekenketten in Deutschland Realität werden, werde Sanacorp im dann einsetzenden Gruppenwettbewerb die selbstständigen Apotheken in adäquater Weise unterstützen.

DTP wird kommen

Von einschneidender Bedeutung für die Pharmagroßhandelslandschaft wird Renner zufolge in Zukunft das sogenannte Direct-To-Pharmacy-Geschäftsmodell sein. Das Konzept, das der Pharmakonzern Pfizer im Jahr 2005 angestoßen (s. DAZ Nr. 31/2005) und in Großbritannien mittlerweile auch umgesetzt hat, sieht vor, dass der Pharmahersteller die Distribution seiner gesamten Produktpalette nicht mehr vom klassischen Großhandel, sondern nur noch von einem Logistiker durchführen lassen möchte. Dieser Logistiker ist dann nicht mehr wie bislang Eigentümer der Ware, die er im eigenen Namen weiterverkauft, sondern erbringt nur noch die rein physische Logistikleistung, für die er entsprechend honoriert wird. Die Großhandelsunternehmen in Deutschland seien in den letzten Jahren wiederholt von Pfizer aufgefordert worden, Angebote für die Übernahme der Distribution abzugeben. Mittlerweile seien mehrere große Hersteller hinzugekommen, die die Absicht geäußert hätten, ihre Arzneimittel-Distribution ebenfalls in diese Geschäftsart überführen zu wollen. Bislang existiert in Deutschland kein entsprechender Vertrag. Renner geht jedoch davon aus, dass sich dies ändern wird: "Wir müssen heute ganz klar davon ausgehen, dass diese Mutation in der Arzneimitteldistribution kommen wird." Da dies auch von der Konkurrenz so gesehen werde und sich "bestimmte Großhandelsunternehmen" bereits um einen Distributionsvertrag mit Pfizer beworben hätten, müsse auch die Sanacorp nun kurzfristig entscheiden, ob sie sich in den Wettbewerb um diesen oder andere Distributionsverträge mit Herstellern einbringen solle oder nicht. "Wir müssen damit rechnen, dass der Hersteller, der seine Distribution umstellen will, hierfür in den nächsten Monaten die Weichen stellt. Dies wird unseren Markt verändern, zumal dann andere folgen werden", prognostizierte Renner.

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