DAZ aktuell

Arzneimittelversorgung auf hohem Niveau sichern

MÜNCHEN (hvj). Auch wenn der Versandhandel von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln mit einem Marktanteil von nur ca. einem Prozent eigentlich keine Rolle spielt – der Apotheker hat die Aufgabe, sich um die Arzneimittelsicherheit bei jeglicher Form der Abgabe zu kümmern. Beim Versandhandel von Arzneimitteln dürfen hier deshalb keine Abstriche gemacht werden. Auf einer vom Presseclub München organisierten Veranstaltung informierte der 1. Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes (BAV), Gerhard Reichert, Journalisten zu diesem Thema.

Reichert widersprach dem Vorwurf der Journalisten, die deutschen Apotheker würden sich einem Wettbewerb mit günstigeren Versandapotheken aus dem Ausland nicht stellen. "Wettbewerb ja, aber bitte mit gleich langen Spießen!", so die klare Antwort des Verbandsvorsitzenden. Man müsse hier derzeit eher von Wettbewerbsverzerrung, ja fast schon "Inländerdiskriminierung" sprechen, so Reichert, da deutschen Präsenzapotheken, die durch höhere Belastungen wie Notdienst, Rezepturen und Kontrahierungszwang wirtschaftlich im Nachteil seien, mit ausländischen Versandapotheken in einen Preiswettbewerb treten müssten, die unter wesentlich besseren Bedingungen (z. B. geringere Mehrwertsteuer) und geringeren Kosten arbeiten könnten. Hier sieht Reichert für den Gesetzgeber Handlungsbedarf, um diese Schieflage endlich zu beseitigen. Arzneimittel seien zudem keine gewöhnlichen Konsumgüter, sondern eine Ware der besonderen Art, die nur in direkter Verbindung mit einer Beratungsmöglichkeit an Kunden und Patienten abgegeben werden dürften. "Die Zulassung des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Mitteln treibt viereinhalb Jahre nach seiner Einführung mittlerweile die tollsten Blüten", betonte Reichert und meinte weiter, "auch einige Politiker haben jetzt wohl verstanden, dass die Abgabe von Arzneimitteln z. B. in Drogeriemärkten durch nicht fachkundiges Verkaufspersonal hinsichtlich der Arzneimittelsicherheit unverantwortlich ist". Deshalb sei die von Bayern, Sachsen und mittlerweile auch Berlin und Mecklenburg-Vorpommern vorgesehene Bundesratsinitiative richtig.

Auf die Frage, ob die Apotheker auf diesem Weg auch einen Feldzug gegen den Celesio-Konzern und die DocMorris-Apotheken führe, stellte Reichert klar, dass es hier nicht um wirtschaftliche Interessen seiner Mitglieder, sondern um die Sicherheit der Bevölkerung bei der Arzneimittelversorgung gehe. Im Übrigen sei jede in Deutschland zugelassene DocMorris-Apotheke herzlich eingeladen, dem Apothekerverband beizutreten. Auch die deutschen Versandapotheken, die sich an die gesetzlichen Vorschriften halten und die gleichen Pflichten erfüllen, seien nicht das Problem, sondern die ausländischen Arzneimittelversender, die eine rückschrittliche Beratungsqualität nur via Hotline und keine ausreichende Arzneimittelsicherheit anbieten.

Gerade bei den aktuell bestehenden Rabattverträgen und den damit verbundenen Unsicherheiten bei den Patienten hätten die deutschen Apotheker bewiesen, dass nur mit einer intensiven Betreuung bei der Abgabe eine Akzeptanz bei den Patienten erreicht werden könne. Trotz dieses immensen neuen Verwaltungsaufwands hätten die Apotheker es geschafft, die schwierigen Rabattverträge erfolgreich umzusetzen. Zur Frage, ob es dabei zu Belieferungsschwierigkeiten bei einzelnen Rezepten gekommen sei, konnte Reichert auf das erfolgreiche Krisenmanagement der einzelnen Apotheken verweisen. Viele Patienten sind aufgrund der Rabattverträge stark verunsichert und es gibt einen sehr hohen Beratungsbedarf, doch zu keinem Zeitpunkt hat die Gefahr bestanden, dass einem Patienten sein verordnetes Medikament deshalb nicht übergeben hätte werden können.

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